Garching:Tolles Rohr

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Tim Taubner und sein Bambusfahrrad. Zusammengeschraubt wird das Velo in seinem Keller. (Foto: Stephan Rumpf)

Junge Maschinenbauer an der TU München fertigen ein Rad mit Bambusrahmen.

Von Gudrun Passarge, Garching

Elf Kilogramm schwer, darunter 120 Gramm Aluminium und 1,8 Kilogramm Bambus. Was das ist? Richtig, ein Bambus-Fahrrad. Die Idee kam irgendwie während des Studiums auf, wie sich Tim Taubner erinnert. Der 21-Jährige aus Ottobrunn studierte in Zürich an der ETH Informatik und Maschinenbau, als er in einer Diskussion mit einem Materialwissenschaftler auf die Vorzüge von Bambus aufmerksam wurde. Zusammen mit anderen baute er ein Bambus-Fahrrad und gewann damit prompt den jährlichen Wettbewerb des ETH Entrepreneur-Clubs. Das bedeutete unter anderem 4000 Euro, die er in das neue Unternehmen Koala Bicycles steckte.

Nach München kam er zurück, weil er an der TU bessere Möglichkeiten vorfand, sein Projekt fortzuentwickeln. Mit Ricardo Pfeiffer und Michael Sollfrank zusammen, beide arbeiten das Thema zugleich für ihr Studium auf, fertigt er jetzt die Einzelteile am Makerspace, eine Hightech-Werkstatt an der TU in Garching, die es Firmengründern ermöglichen soll, besondere Maschinen zu nutzen, die sich ein kleiner Betrieb gar nicht leisten könnte. Taubner weiß das zu schätzen, hat er doch mit seinen Studienkollegen in Zürich nur eine Hobbywerkstatt bei einer Wohngenossenschaft zur Verfügung gehabt. "Aber da hat Werkzeug gefehlt und es war sehr schwierig, die Aluminiumteile zu fertigen", erzählt er. Montiert wird das Fahrrad am Schluss in Taubners Keller. Die Bambusteile werden mit Flachsfaser-verstärktem Kunststoff verbunden: "Nachhaltigkeit ist uns wichtig, es soll nicht nur grün angemalt sein", sagt der Geschäftsführer.

In Zukunft vielleicht auch als E-Bike

Nach dem Vorführmodell für den Wettbewerb, der Protobike-Serie und dem Koala Lifestyle, das sich jeder individuell gestalten konnte, wollen die Firmengründer jetzt damit beginnen, eine größere Stückzahl anzusteuern. Mit dem "Koala One" folgen sie dem Trend zum "Singlespeed", also dem Ein-Gang-Rad. Es steht im Mittelpunkt der Kickstarter-Kampagne, in der sie bis zum 16. Oktober 22 000 Euro einsammeln wollen (koala-bicycle.com). Schon für acht Euro Mindestbetrag gibt es beispielsweise die Koala-Fahrradklingel, Bambus-Sonnenbrillen kosten 25 Euro, und das Fahrrad mit Ledersattel kommt auf 895 Euro, wobei die ersten sieben Koala-One-Bestellungen für 795 Euro zu haben sind.

"Die Leute, die es fahren, sind begeistert", sagt Taubner, selbst ein passionierter Radler, über sein Bambusfahrrad, das es irgendwann in der Zukunft vielleicht auch mal als E-Bike geben könnte.

© SZ vom 06.10.2016 / pa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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