Schüler-Unternehmen:Scheidungskinder auf Erfolgskurs

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Lea Oesemann, Lukas Berger und Hannah Hoffmann (von links) präsentieren stolz ihre App. (Foto: Claus Schunk)

Drei Ottobrunner Gymnasiasten dürfen mit ihrer App für getrennt lebende Eltern zum Bundeswettbewerb von "Business@School".

Von Sophie Kobel, Kirchheim

Die Nachmittagssonne scheint heiß auf den Asphalt des Schulhofs. Hannah, Lea, und Lukas, alle 16, zupfen aufgeregt an ihren weißen Hemden, gleich sollen sie fotografiert werden. Vor ein paar Minuten haben die drei erfahren, dass sie eine Runde weiter sind bei "Business@School".

Rund 1500 Schüler nehmen jedes Jahr an dem Wettbewerb teil. Innerhalb eines Schuljahres schauen sie zunächst hinter die Kulissen eines Groß- und eines mittelständischen Unternehmens. Anschließend beginnt Phase drei: die theoretische Gründung eines eigenen Unternehmens. Und weil der Fantasie hierbei keine Grenzen gesetzt sind, werden beim Regionalentscheid in der Aula des Gymnasiums Kirchheim die ungewöhnlichsten Erfindungen präsentiert: eine Schüssel, in der das Müsli nicht matschig wird, ein Kugelschreiber, der an die tägliche Medikamenteneinnahme erinnert, und eine Türklinke, die sich selbst desinfiziert.

Hannahs, Leas und Lukas' Projekt nennt sich "MeKiDeKi", die Abkürzung steht für "Mein Kind, dein Kind". Es ist eine App, die Kindern mit getrennt lebenden Eltern den Alltag erleichtern soll. "Wir beide sind selbst Scheidungskinder und kennen die Probleme, die man dabei hat", erzählt Hanna. "Die Eltern reden nicht gerne miteinander und man weiß oft nicht einmal, wo man an welchem Wochenende schläft." In welchem Keller liegen die Wanderschuhe? Hast du den Impfpass? Wo sind wichtige Dokumente aufbewahrt?

Fragen wie diese wollen die Elftklässler des Gymnasiums Ottobrunn mit ihrer App endgültig klären. "Der Kalender, die Kleiderschrankfunktion und der Taschengeldmanager machen das parallele Wohnen in verschiedenen Haushalten leichter", schreiben die drei in ihrem eigens entwickelten Exposé und haben damit bereits in der ersten Runde des Regionalentscheids überzeugt. Gemeinsam mit vier anderen Teams kämpfen sie nun um den Einzug ins Bundesfinale.

Ein paar Meter weiter sitzen vier Jungs schweigend auf den Stufen vor der kleinen Bühne, vor ihnen liegt ein Ordner aus Pappe. Für Justus, 18, Cyrill, 17, Philipp, 17, und Maxi, 17, vom Gymnasium Kirchheim endet der Wettbewerb hier, sie sind mit ihrem "Orck" nicht weitergekommen. Ihre Geschäftsidee stellt sich aus den Wörtern "Order" und "Block" zusammen und entwickelte sich aus dem Platzproblem, das Schüler haben, sobald zwei große Ordner nebeneinander liegen. "Wir wollten einen neuen Ring entwickeln, der das komplette Umschlagen der Seiten ermöglicht. Dafür hat uns ein sehr netter Metallbauer seine Werkstatt zur Verfügung gestellt", erzählt Cyrill.

Durch das Ausscheiden lassen sich die vier nicht entmutigen, bereits eine halbe Stunde später überlegen sie, ihren Orck vielleicht über die Schülervertretung produzieren zu lassen. Sie dürfen jetzt heimgehen, für Hannah, Lea und Lukas geht es noch bis 21 Uhr weiter. Mit Erfolg. Ihre App für Scheidungskinder gewinnt auch in der zweiten Runde, sie sind jetzt im bundesweiten Finale. Die Jury ist begeistert: "Ihr habt ja sogar den Datenschutz abgeklärt und uns damit total den Wind aus den Segeln genommen!"

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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