Ottobrunn:Schüler als Unternehmensberater

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Julius Zeuner, Christian Häuslmaier, Moritz Kendlbacher und Fridolin Ambach haben sich mit einem Taschenhersteller aus Brunnthal befasst. (Foto: Claus Schunk)

In einem Projektseminar analysieren Gymnasiasten mittelständische Firmen.

Von Anika Stiller, Ottobrunn

Welche Vorteile hat ein Hohenbrunner Aufzugsunternehmen gegenüber der Konkurrenz? Wie kann ein Brunnthaler Taschenhersteller seine Verkaufszahlen erhöhen? Und wie ein Garchinger Spezialtransportbetrieb einem Fachkräftemangel entgegenwirken? Antworten auf solche Fragen haben Elftklässler des Gymnasiums Ottobrunn im Zuge eines Projekt-seminars gesucht. Mit der Untersuchung lokaler Mittelstandsunternehmen schlossen die Schüler gleichzeitig Phase zwei des Projekts "Business@School" ab, an welchem die Schule in diesem Jahr zum 16. Mal teilnimmt.

Organisiert von der Unternehmensberatung The Boston Consulting Group, besteht das Projekt aus drei Phasen. In der ersten wird ein Großunternehmen analysiert - dieses Jahr trafen sich die vier Teams mit Vertretern von BMW, Tesla, Lufthansa und Pro Sieben Sat 1. In der dritten Phase sollen die Schüler eine Geschäftsidee entwickeln, Businessplan inklusive. Nach dieser letzten Phase qualifizieren sich zwei Gruppen für den Regionalentscheid. Beim Bundesfinale erreichten Schüler des Gymnasiums zweimal den zweiten und einmal den ersten Platz.

Obwohl sich der verhältnismäßig hohe Arbeitsaufwand dieses P-Seminars unter den Schülern bereits herumgesprochen hatte, nahmen in diesem Schuljahr 16 Schüler teil - darunter allerdings nur drei Mädchen. Ein Zertifikat des Projekts sei für zukünftige Bewerbungen doch auf jeden Fall hilfreich, sagt Lea Oesemann, die mit ihren Teamkollegen ein Ottobrunner Berufs- und Studienberatungsunternehmen analysiert hatte. Oesemann und ihre Mitschüler trafen sich in den vergangenen Wochen mit den lokalen Unternehmern, ließen sich deren Arbeit im Detail erklären, Daten und Zahlen der Firma geben. Unterstützt wurden sie von zwei Lehrerinnen, Mentoren von Boston Consulting und älteren Mitschülern, die im Vorjahr an dem Projekt teilgenommen hatten. Die Herausforderung lag jedoch vor allem darin, überhaupt eine Firma zu finden, die bereit war, ihre Daten preiszugeben. Sie hätten extrem viele Absagen bekommen, erzählt Moritz Kendlbacher, der sich mit seiner Gruppe schließlich für die Untersuchung des Taschenherstellers eines Bekannten entschied. Mit den Schülern bekannt oder verwandt waren letztlich alle Unternehmer, die den Teams Einblick in ihre Finanzen etwa gewährten.

Die Ergebnisse der Ermittlungen wurden kürzlich präsentiert; herausgeputzt in Hemd und Bluse stellten die Elftklässler ihre Firmen vor und zeigten mittels professioneller Tabellen und Diagramme die Ergebnisse ihrer Kunden-, Markt-, und Wettbewerbsanalysen: Als Hauptbedrohung für die kleinen Unternehmen machten sie aus, von der Konkurrenz vom Markt gedrängt zu werden, häufig aufgrund der eigenen höheren Preise. Die jungen Wirtschaftsberater empfehlen deutschland- und weltweite Expansion, ein weiterentwickeltes Produktangebot, wachsenden Onlinevertrieb oder bessere Präsenz in sozialen Netzwerken. Vorteile in den Kleinbetrieben erkennen die Schüler aber auch: unter anderem Kundennähe oder höhere Umweltfreundlichkeit. Gelernt haben die Schüler eine Menge. Und nachfolgenden Schülern, die die Mehrarbeit nicht scheuen, würden sie das Projekt-Seminar auch weiterempfehlen, sagen Moritz und seine Teamkollegen.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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