Bürgermeisterwahl in Baierbrunn:Es gibt kein Zurück

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Heilpraktiker, Suchttherapeut, Tai-Chi-Übungsleiter: der grüne Bürgermeisterkandidat Peter Tilmann. (Foto: Angelika Bardehle)

Ob im Verein Netz für Kinder "Bunter Regen", als Gründungsmitglied der Bürgerkraft Isartal oder Mitinitiator eines Bürgerbegehrens - sozial aktiv ist Peter Tilmann in Baierbrunn schon lange. Jetzt betritt der Grüne als Kandidat die öffentliche Bühne.

Von Udo Watter, Baierbrunn

Einer, der die Natur liebt, könnte es schlechter treffen, als das Isartal vor der Haustür zu haben: Peter Tilmann, aufgewachsen in Pullach und seit 1997 wohnhaft in Baierbrunn, steigt gerne vom Hochufer aus hinab in die Regionen der dichten Hangwälder, dort, wo noch ein weitgehend ursprünglicher Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen ist. "Ein Dschungel" schwärmt der 48-Jährige.

Der Heilpraktiker, seit 2007 Mitglied der Grünen, ist auch sonst ein Mann, der sich bevorzugt unter freiem Himmel bewegt. Den Weg zu seiner Praxis in München-Sendling und wieder zurück bewältigt er mit dem Fahrrad. Und auch wenn er, der zudem noch als Suchttherapeut für den Verein Condrobs arbeitet, nach Pasing radelt, genießt er besonders die Fahrt durch den Forstenrieder Park. "Ich bin gerne draußen."

Die Liebe zur Natur, an der man sich ja durchaus gerne mal alleine erfreut, schließt bei dem Kandidaten der Grünen für das Bürgermeisteramt in Baierbrunn freilich die Lust auf soziales Handeln nicht aus. Im Gegenteil: Schon allein von Berufs wegen hat Tilmann, der auch Psychologie (mit Schwerpunkt Personalpsychologie) studiert hat, viel mit Menschen, ihren körperlichen wie mentalen Beschwerden zu tun und muss einen Weg finden zu helfen.

"Wenn ich was mache, dann ziehe ich es auch durch."

Dass er sich darüber hinaus gesellschaftlich engagiert, ist auch keine Entwicklung der jüngeren Zeit. Von 1997 an war er etwa beim Verein Netz für Kinder "Bunter Regen" in Baierbrunn, davon von 2005 bis 2007 als Vorsitzender. "Da habe ich auch schon ein bisschen in die Kommunalpolitik hineingeschnuppert." Er ist zudem Übungsleiter Tai Chi Chuan im Sportverein Baierbrunn sowie Gründungsmitglied der Bürgerkraft Isartal, die sich für die Energiewende einsetzt.

Seit 2009 schon ist er Sprecher des Ortsverbandes der Grünen in Baierbrunn. Zu einem elaborierten politischen Karriereplan gehörte es allerdings nicht, sich einmal für das Bürgermeisteramt in seiner Heimatgemeinde zu bewerben. Nachdem auf den Rückzug der parteilosen Barbara Angermaier hin sich erst einmal kein Bewerber so richtig positionierte - vor allem der allseits respektierte zweite Bürgermeister Wolfgang Jirschik sich zunächst nicht entsprechend äußerte - ging er in sich und kam zu dem Schluss, dass er die Aufgabe mit seinen beruflichen Verpflichtungen vereinbaren könnte.

Nachdem Jirschik sich dann doch entschloss anzutreten, gab es kein Zurück mehr. "Wenn ich was mache, dann ziehe ich es auch durch", sagt Tilmann, der sich - nun ja - nicht unbedingt als Favorit für die Wahl am 11. März sieht. Die große politische Bühne ist dabei für ihn kein lange gehegter Sehnsuchtsort. "Eigentlich bin ich keiner, der so gerne im Licht der Öffentlichkeit steht."

Generell können die Grünen im Isartal, zumindest am linken Hochufer, auf ein beachtliches Reservoir an Sympathisanten zurückgreifen. Bei der Bundestagswahl erzielte Toni Hofreiter, der aus Sauerlach stammende Grünen-Fraktionschef im Bundestag und Direktkandidat der Partei im Wahlkreis München-Land, in Baierbrunn mit knapp 19 Prozent der Stimmen einen großen Erfolg. Und die fast 17 Prozent an Zweitstimmen waren - knapp vor Schäftlarn - das beste Ergebnis der Grünen im Landkreis. Im benachbarten Pullach ist zudem seit 2014 in Susanna Tausendfreund eine Grüne Bürgermeisterin.

Tilmann ist ein klassischer Grüner

Die 54-Jährige, die auch zehn Jahre für die Grünen im Landtag saß, kennt Tilmann schon seit seiner Schulzeit am Gymnasium Pullach. Ihr Idealismus, ihr Wille, schon früh gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen - sie war Schülersprecherin und mit 21 Jahren bereits Mitglied des Gemeinderats - imponierte ihm, auch wenn er sie nicht als direktes politisches Vorbild bezeichnen würde.

Ideell gesehen ist Tilmann ein klassicher Grüner. "Ökologische und soziale Themen sind mir wichtig. Und wenn mir etwas wichtig ist, dann bin ich beharrlich", sagt der 48-Jährige über sich. Er gehörte zu den Mit-Initiatoren des Bürgerbegehrens zur "Erhaltung des Landschaftsschutzgebietes am Isarhochufer" in Baierbrunn, das einen Stopp der Erweiterungspläne für die örtliche Grundschule vorsah. Ein Bürgerentscheid wurde hinfällig, da der Gemeinderat im März 2017 entschied, die Grundschule an anderer Stelle neu zu bauen.

Der Neubau und seine Gestaltung wird in naher Zukunft das prägende Thema der Gemeinde sein. "Es soll ein Vorzeigebau werden" sagt Tilmann. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass ökologische und faire Baumaterialien, wenn möglich Vollholzbaubauweise mit Passivhausstandard und ein nachhaltiges Heizsystem, verwendet werden." Auch ein ökologischer Schulgarten liegt ihm am Herzen.

Was ist dem 48-Jährigen, der in jungen Jahren auch eine Ausbildung zum Steinmetz/Steinbildhauer gemacht hat, noch wichtig? Unter anderem will er die Erstellung eines Ortsentwicklungsplanes anschieben. Außerdem soll Baierbrunn bald Fair-Trade-Gemeinde werden. Und die Energiewende sollte nach dem Willen Tilmanns zügig umgesetzt werden.

Sollte er als Außenseiter tatsächlich gewinnen und ins Rathaus einziehen, hätte das eventuell Folgen für sein Fitness-Level. Die tägliche Fahrradstrecke zur Arbeit wäre deutlich kürzer.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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