Kriminalität:Wenn Trickbetrüger sich als ermittelnde Polizisten ausgeben

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Opfer von Trickbetrügern wurde die 83-jährige Gertrud Zick. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Allein 2017 wurden bereits 650 Münchner von Betrügern angerufen, der Schaden beträgt 1,5 Millionen Euro.
  • Die neueste Masche: Die Betrüger geben sich als ermittelnde Polizisten aus und rufen unter der Nummer 110 an. Eine Nummer, von der echte Beamte nie anrufen würden.

Von Milena Hassenkamp

Dass Gertrud Zick einmal auf einen Trickbetrüger reinfallen würde, hätte die 83-Jährige nie gedacht. Doch innerhalb von zwei Jahren verlor Zick 26 000 Euro an Betrüger, die sich am Telefon als Polizisten ausgaben. Sie ist nicht die Einzige: Allein 2017 wurden 650 Münchner von Betrügern angerufen, der Schaden beträgt 1,5 Millionen Euro.

Häufig werden ältere Menschen wie Gertrud Zick Opfer der Anrufe. Die neueste Masche: Anrufe von vermeintlichen Polizeibeamten unter der Nummer 110 - von der die echte Polizei nie anrufen würde. Hatte es 2015 erst 31 dieser Delikte gegeben, so waren es 2016 bereits 365. In etwa 20 Fällen kam es zur Vollendung der Tat. So auch bei Frau Zick: Als diese im April 2011 mitgeteilt bekam, sie habe ein Auto gewonnen, glaubte sie an einen verspäteten Lottogewinn.

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:Anruf unter der 110: Betrüger prellen Frau um 50 000 Euro

Die falschen Polizisten behaupteten am Telefon, eine rumänische Räuberbande habe es auf die 58-Jährige abgesehen. Die "echte" Polizei betont, dass sie nie über die 110 nach draußen telefoniert.

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Um den Warenwert ausgezahlt zu bekommen, sollte sie zunächst die Rückführung des angeblich bereits nach Deutschland gebrachten Wagens nach Istanbul zahlen. Sie überwies. Als sie nichts mehr von der Firma hörte, wusste sie: Es war ein Betrug. Doch dieser war noch längst nicht zu Ende. Sieben Monate später rief ein "Dr. Richter" bei Frau Zick an und gab sich als Polizeikommissar aus, der ihren Fall angeblich aufklären wolle. Weil er verdeckt ermittele, sollte Frau Zick sich nicht bei den örtlichen Behörden melden. Stattdessen sollte sie doch eine Bearbeitungsgebühr überweisen, um ihr gesamtes Geld zurückzuerhalten. Dazu sollte sie in der Drogerie eine sogenannte Paysafe-Karte kaufen, die es ermöglicht, vom Kartenguthaben Geldüberweisungen vorzunehmen.

Von jetzt an kamen die Anrufe täglich: Morgens wurde Gertrud Zick losgeschickt, um Geldkarten zu kaufen, vor Freunden und Familie verheimlichte sie diese "Gehirnwäsche", wie sie es heute nennt, aus Scham. Schließlich wurden aus dem freundlichen Kommissar "Beamtinnen", die ihr mit Anklage wegen Geldwäsche drohten.

Kriminalhauptkommissar Uwe Dörnhöfer kennt die Tricks: Mal melde sich die falsche Polizei unter dem Vorwand, der Betroffene habe mit Falschgeld bezahlt oder ein "Holger Münch vom Bundeskriminalamt" wirft dem Betroffenen den Vertrieb von Kinderpornografie vor. "Die Anrufer arbeiten mit Überrumpelungstaktik und setzen die Betroffenen dann massiv unter Druck", erklärt Dörnhöfer. Deshalb seien Präventionsmaßnahmen wie Schulungen von Bank- und Pflegepersonal und Infoveranstaltungen besonders wichtig, wie sie die Münchner Polizei vom 26. Juni an in Supermärkten und Einkaufszentren plant.

Auch Frau Zicks Überweisungen wurden schließlich durch einen Bankangestellten gestoppt: Als sie im Mai 2013 wieder 2000 Euro auf ein ausländisches Konto überweisen wollte, schickte er sie zur Polizei. Ihr Geld hat Frau Zick bis heute nicht zurück bekommen.

© SZ vom 24.06.2017 / MFH - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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