Polizei München:79-Jährige spielt Lockvogel und legt Betrüger rein

Polizei München: Die Täter merkten gar nicht, dass die frühere Oberstudienrätin Johanna Rast sie veräppelte.

Die Täter merkten gar nicht, dass die frühere Oberstudienrätin Johanna Rast sie veräppelte.

(Foto: Robert Haas)
  • Sie solle ihre EC-Karte samt PIN in ein Kuvert stecken und zu Hause warten, fordert ein fremder Anrufer.
  • Als der Betrüger mit seinem Gehilfen bei der 79-Jährigen auftaucht, wartet schon die Polizei.

Von Susi Wimmer

Wenn Johanna Rast erzählt, wie sie zwei Trickbetrüger an der Nase herumgeführt hat, muss sie zwischendrin kichern wie ein Teenager. Regelrecht Schlitten gefahren ist die Münchnerin mit den beiden Ganoven, die es auf ihr Geld und ihre EC-Karte abgesehen hatten. Aber da hatten die Betrüger die Rechnung ohne sie gemacht. Johanna Rast verständigte die Polizei, agierte sogar noch als Lockvogel, und jetzt sitzen die Betrüger hinter Gitter. Die Münchnerin war ihnen locker über, und das mit ihren 79 Jahren.

Es war Montag am frühen Nachmittag, als bei der Rentnerin in Neuhausen das Telefon klingelte und "dieser eigenartige Mann" anrief. Zuerst wollte er ihren Ehemann sprechen, "aber der ist schon seit fünf Jahren tot". Der Täter änderte sofort die Taktik und sah in Johanna Rast sein neues Opfer. "Sie haben doch ein Konto bei der Sparkasse?", fragte er. Die Frau verneinte. "Aber bei der Deutschen Bank". Auch nicht. Als er schließlich auf die HypoVereinsbank kam, war für Johanna Rast schon klar, dass sie einen Betrüger in der Leitung hatte. Aber sie spielte das Spiel mit.

Und das ging so: Der Herr gab sich nun als Mitarbeiter der Hypo aus, der die Frau warnen wolle. Bei der Bank werde Falschgeld ausgegeben, "helfen Sie uns, die Täter zu schnappen?", fragte er. "Ja freilich", versicherte Johanna Rast und grinste in sich hinein. Der Anrufer wollte noch wissen, ob sie ein Sparbuch hätte und wie es auf ihrem Konto aussehe. Und sie sollte ihr Geld von ihrem Konto abheben, er werde es auf Falschgeld hin untersuchen. Aber die Seniorin konnte sich immer wieder geschickt aus der Affäre ziehen und ausweichende Antworten geben. Und zwar so, dass der Täter nicht bemerkte, dass er von der ehemaligen Oberstudienrätin veräppelt wurde.

Sie solle doch mal ihre Kontoauszüge holen, forderte der Mann. Ja, ja, sagte sie. Dann legte er auf und Johanna Rast alarmierte sofort die Polizei. "Die haben gar nicht lange rumgefragt, sondern gleich gesagt: Wir schicken Ihnen eine Zivilstreife vorbei." Und damit auch klar war, dass es echte Polizisten sind, wurde ein Codewort vereinbart: Weihnachten. Sie legte auf, schon war der Betrüger wieder in der Leitung. Sie solle ihre EC-Karte samt PIN in ein Kuvert stecken, das werde dann abgeholt, lautete diesmal der Befehl.

"Ja, ja", sagte Johanna Rast. Zwischenzeitlich waren die Polizisten da, "die haben sich im Stiegenhaus versteckt". Als der Betrüger klingelte, da hatte die 79-Jährige schon Herzrasen. Sie öffnete, ein kurzes Gespräch, "und dann sprangen meine Polizisten mit einem Satz aus dem Versteck und riefen: Halt, Polizei!" Direkt hinter dem Zivilwagen der Beamten hatte übrigens der Komplize des Betrügers geparkt, auch er wurde festgenommen. Dem Duo konnte man bislang sechs weitere ähnliche Taten nachweisen, sie sitzen beide in Untersuchungshaft.

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