Kommunalwahl in München:Wahlkampfmüde in die letzte Runde

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Nach der Wahl ist vor der Wahl: Noch am Sonntagabend wurden die Plakate von Dieter Reiter für die Stichwahl präpariert (Foto: Eva Limmer/oh)

Nach vielen Monaten Wahlkampf ist für SPD und CSU die Zeit der Infostände und Flugblätter immer noch nicht vorbei. Die Stichwahl steht an - und die CSU hofft, dass sich eine prominente Unterstützerin doch noch Zeit für sie nimmt.

Von Dominik Hutter

So ganz hatten sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben bei Dieter Reiters samstäglichem Auftritt am Harras. Vielleicht, ganz vielleicht, könnte es ja doch schon im ersten Wahlgang reichen, orakelte ein Mitglied des SPD-Teams - dann wäre der Wahlkampfstress am Montag endlich vorbei.

Nach vielen Monaten Landtags-, Bundestags-, Olympia- und jetzt eben Kommunalwahlkampf ist eine gewisse Ermüdung nicht mehr zu übersehen, die Entscheidung wird in allen Parteien dringend herbeigesehnt. Doch sie ist nicht gefallen an diesem Sonntag. Reiter hat die absolute Mehrheit verpasst.

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Erwartungsgemäß. Es waren einfach zu viele Kandidaten im Rennen, da werden 50 Prozent der Stimmen schnell zur utopischen Marke. Die Plakatierer, Infostand-Teams und vor allem natürlich die beiden Kandidaten werden nun noch zwei Wochen lang weiter um Stimmen werben müssen.

Die Vorbereitungen für diese Zeit nach dem Wahlsonntag haben längst begonnen. Keine Partei war so naiv, die Möglichkeit einer Stichwahl nicht einzukalkulieren. Es wird nun neue Plakatkampagnen von SPD und CSU geben - die galt es schon wegen der Kapazitäten in den Druckereien rechtzeitig zu organisieren.

Weitere Broschüren und Flugblätter sollen verteilt werden, die Münchner müssen also die Infostände in Fußgängerzonen und vor den Einkaufszentren nicht missen. Die SPD hat sicherheitshalber mehrere Plätze in den kommenden zwei Wochen gebucht, den Marienplatz zum Beispiel. Dort will Reiter Rosen verteilen und mit den Münchnern ins Gespräch kommen.

Das bisherige SPD-Format, eine Art Polit-Talkshow plus Gratiswürstlbude, soll es allerdings nicht mehr geben. "Es wird alles nicht mehr ganz so groß", sagt eine SPD-Sprecherin voraus. Eventuell werde noch eine letzte Großveranstaltung gemacht. Endgültig entschieden ist über den Ablauf des großen OB-Finales aber noch nicht. Die SPD-Spitze trifft sich gleich an diesem Montag zur Besprechung.

So richtig Lust hat offenbar keine der Parteien mehr

Auch der CSU-Kandidat Josef Schmid will es etwas ruhiger angehen lassen, eine weitere Stadtvierteltour ist deshalb nicht geplant. Dies werde Schmid erst nach der Wahl wieder tun, berichtet ein Sprecher - als OB.

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Die Christsozialen hoffen aber, den Münchnern nun doch noch eine Unterstützerin präsentieren zu können, die bislang im Wahlkampf keine Zeit hatte: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CSU). Die Anfrage in Berlin läuft, eine Zusage steht aus. Die Partei hatte die Kanzlerin schon bei ihrer Abschlussveranstaltung am vergangenen Mittwoch um Teilnahme gebeten, aber einen Korb erhalten.

Unklar ist auch, ob es weitere Podiumsdiskussionen geben wird. Anfragen von Medien liegen bereits vor. Nur: So richtig Lust hat offenbar keine der Parteien mehr darauf. 22 Debatten hat es bislang gegeben, beim Radlclub ADFC ebenso wie bei den Autofahrern von "Mobil in Deutschland". Ein gewisser "Overkill" sei das gewesen, stöhnen Parteistrategen.

Zumal bei mancher Veranstaltung die Zuschauerzahl eher bescheiden gewesen sei. Auch die Planungen der CSU stehen also derzeit noch nicht bis ins letzte Detail. Es gilt schließlich, auf aktuelle Ereignisse noch zu reagieren. Dazu zählen vor allem das abschließende Ergebnis der Stadtratswahl, das erst für Montag oder Dienstag erwartet wird, und der Verlauf der dann startenden Koalitionsgespräche. Davon wird auch abhängen, ob andere Parteien eine Wahlempfehlung abgeben.

© SZ vom 17.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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