Um den Islamischen Staat zu bekämpfen, braucht es mehr als Waffen. Denn dieser ist mehr als eine terroristische Organisation, die auf dem Boden Syriens und des Irak ein Terrorregime errichtet hat. Der IS steht auch für eine Ideologie, und der Kampf gegen dieses Gedankengut erfordert einen ebenso großen Einsatz, auch in Deutschland. Zu dieser Ideologie gehört es, junge Europäer für den IS zu gewinnen, sie in das zu verstricken, was die Terrormiliz selbst als Glaube und Kampf gegen eine vermeintliche Unterdrückung des Islam verkauft.
Münchner Schüler beim IS:Verschwunden trotz aller Aufmerksamkeit
Er wollte mit 13 Jahren in den Dschihad, nun wurde der Münchner in der Türkei aufgegriffen. Der neue Fall zeigt, wie machtlos auch professionelle Helfer sind.
Lange, auch länger als bei den Nachbarn in Großbritannien, Frankreich oder Belgien, hat die Politik in Deutschland nahezu tatenlos zugeschaut, wie sich junge Menschen radikalisierten. Gerade Bayern setzte lange darauf, dass die Radikalen doch lieber in die Kampfgebiete ausreisen mögen, als hierzulande für Ärger zu sorgen. Prävention war da weit entfernt.
Alle müssen dazulernen
Erst der Ausreise-Boom der vergangenen Monate, erst spektakuläre Fälle wie jener der 16-jährigen Neuriederin Elif Ö. und wie jetzt des 13-jährigen Münchners haben dafür gesorgt, dass die betroffenen Familien endlich die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Und die sie brauchen, um nicht an dem Leid zu zerbrechen, das die Ausreise ihrer Kinder über sie bringt. Dass Bayern bisher völlig überlasteten Beratern nun gleich mehrere neue Stellen ermöglicht, ist ein wichtiger Schritt. Es darf jedoch nur der Anfang sein, keinesfalls das Ende der Bemühungen.
Eltern, Lehrer, Sozialarbeiter, Psychologen, Polizisten - sie alle müssen dazulernen, sie müssen Warnzeichen lesen können. Wichtig wäre es aber auch, dass all diese Stellen enger mit muslimischen Gemeinschaften zusammenarbeiten. Mit Moscheen, mit den dortigen Imamen. Es braucht vertrauensvolle Schritte aufeinander zu - von beiden Seiten.