Kommentar:Die S-Bahn München ist ein zu gutes Geschäft

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Wie viel Geld die Münchner S-Bahn einbringt, sagt die Deutsche Bahn nicht. Schätzungen gehen von einem dreistelligen Millionenbetrag aus. (Foto: dpa)

Jetzt allerdings könnte dieses Geschäftsmodell ins Wanken geraten. Das ist überfällig und im Sinne der Kunden

Kommentar von Christian Krügel

Mit was kann man in München so richtig viel Geld verdienen? Immobilien? Wiesn-Bier? Alles viel zu konventionell. So richtig gute Gewinne lassen sich machen, wenn man ein S-Bahn-Netz betreibt. Klar, der Aufwand ist nicht ohne: Man muss irgendwie acht Linien betreiben und 250 Züge fahren lassen. Es gibt Ärger mit kranken Lokführern und renitenten Fahrgästen.

Aber dafür ist selbst bei durchschnittlicher Leistung der Gewinn garantiert. Mehr als 800 000 Kunden bleibt gar nichts anderes übrig, als täglich wieder zu kommen. Und Freistaat und MVV überweisen stets brav Millionensummen - mangels Alternative. So ist die S-Bahn für die Deutsche Bahn ein verdammt gutes Geschäft. So gut, dass der Konzern bis heute nicht ausweist, wie viel Geld ihm der Münchner Betrieb wirklich einbringt. Schätzungen gehen von einer dreistelligen Millionensumme aus.

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Doch ganz langsam könnte das ideale Geschäftsmodell ins Wanken geraten - und das ist überfällig. Wegen der unklaren Situation um den zweiten S-Bahn-Tunnel und dem ziemlich komplexen Netz wird sich die Bahn in München zwar noch nicht so schnell einer Ausschreibung und damit der internationalen Konkurrenz stellen müssen.

Eine Niederlage wie beim Kampf um das Nürnberger Netz droht vorerst nicht. Trotzdem muss sich der Konzern auf harte Vertragsverhandlungen mit dem Freistaat einstellen. Deren Ergebnis muss sein: Die S-Bahn muss deutlich besser werden. Von den Millionen Euro, die die Pendler bezahlen, muss deutlich mehr in Service, Qualität und Leistung der S-Bahn investiert werden.

Die Bahn hat erkannt, dass sie sich für diese Verhandlungen besser rüsten muss, die angekündigte Strukturreform und die Berufung eines neuen Chefs zeigen das. Hoffentlich ist auch die Gegenseite, sprich die Politik, für harte Gespräche gerüstet.

© SZ vom 07.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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