Kirchheim:Neubau, Abriss, Neubau

Lesezeit: 2 min

Das Kirchheimer Gymnasium soll vorübergehend 1500 Schülern Platz bieten, bis eine zusätzliche Schule Entlastung schafft

Von Martin Mühlfenzl, Kirchheim

Mit einem Satz beendet Matthias Wermuth die Diskussion um alle strittigen Detailfragen. "Uns bricht die Schule bald unter dem Hintern weg", sagt der Direktor des Kirchheimer Gymnasiums - und meint das auch so. "Wir hatten in jüngster Zeit vier Wasserschäden und eigentlich ist da auch nichts mehr zu reparieren", beschreibt Wermuth am Dienstag in der Sitzung des Zweckverbands weiterführender Schulen im Osten des Landkreises den Zustand seiner Schule. Der aber soll bald Geschichte sein, denn der Zweckverband hat sich am Ende einer gleichermaßen langen und intensiven Diskussion für einen sogenannten Teilneubau des Gymnasiums gegenüber dem bisherigen Standort an der Heimstettener Straße entschieden.

Dass letztlich alle Mitglieder des Zweckverbandes dem laut Schätzungen 59,1 Millionen Euro teuren Neubaus zustimmten, liegt an einem kleinen mathematischen Kniff. Denn lange drehte sich der Streit um die künftige Schülerzahl des Gymnasiums. Die Frage war, ob eine Schule mit 1500 Schülern noch zeitgemäß sei oder solch riesige "Lernfabriken", wie Kritiker bemängeln, die Kinder und Jugendlichen beim Lernen eher behinderten. Das Kirchheimer Gymnasium wird nun vorübergehend zu einer Schule mit einer Kapazität von bis zu 1500 Schülern erweitert, soll mittelfristig aber wieder auf das Normalmaß von etwa 1200 Schülern zurückgefahren werden. So der Plan.

Der signifikante Anstieg der Schülerzahlen in Kirchheim hänge zweifelsfrei mit dem anhaltend starken Zuzug in der Region zusammen, sagte Carola Seis vom Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum, die den Zweckverbandsmitglieder eine Prognose der Entwicklung der Schullandschaft im östlichen Landkreis vorstellte. Der von Seis prognostizierte spätere Rückgang der Schülerzahlen am Kirchheimer Gymnasium hängt mit einem Vorhaben zusammen, das mittlerweile über alle Parteigrenzen hinweg gefordert wird: dem Bau eines weiteren Gymnasiums in Aschheim oder Feldkirchen - neben Kirchheim die beiden anderen Kommunen innerhalb des Zweckverbandes.

Denn klar ist, das stellten Johanna Hagn (SPD) und Landrat Christoph Göbel (CSU) unisono heraus, es wird im Osten ein weiteres Gymnasium benötigt; der Gemeinderat Feldkirchen hat unlängst beschlossen, nach geeigneten Grundstücken zu suchen. In Aschheim hat nun die SPD-Fraktion nachgezogen und am Dienstagnachmittag einen gleichlautenden Antrag gestellt. Die Ausarbeitungen des Planungsverbandes machen auch deutlich, dass nahezu alle Voraussetzungen für eine Schule in Aschheim oder Feldkirchen erfüllt sind. Neue Schulen, das besagen die Kriterien des Freistaats, dürfen bestehende Gymnasien nicht benachteiligen; zudem werden sie nur bewilligt, wenn in benachbarten Schulen die Kapazitäten ausgeschöpft sind.

Die Prognosen der Schülerzahlen lassen aber sogar ein weiteres Gymnasium immer wahrscheinlicher werden. Für 2027 werden bereits mehr als 1500 Schüler vorhergesagt. Kirchheim will aber die Prognose von 14 000 Einwohnern noch um 2000 übertreffen, sagte Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU). Man komme um ein weiteres Gymnasium also "überhaupt nicht herum". Aschheim und Ismaning werden mittelfristig jeweils Kapazitäten von mehr als 800 Schülern eingeräumt. "Aber es ist auch klar, dass neue Schulen sehr attraktiv sind. Sie können auch mehr Schüler anziehen", sagte Carola Seis, "das Beispiel Garching zeigt das. Die Schule stößt heute schon an ihre Grenzen." Landrat Göbel will jede Chance ergreifen. "Der Raum braucht mehr Schulen als nur in Kirchheim. Und die bestehenden benötigen Entlastung." Auch Johanna Hagn ist zuversichtlich: "Unterföhring und Ismaning zeigen, wie schnell es gehen kann." Dort laufen die Planungen für neue Gymnasien auf Hochtouren.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: