Kinderbetreuung in München:Mausklick statt Marathon

Lesezeit: 3 min

Vom 1. November an können Eltern ihre Kinder im Internet für Plätze in Krippen, Kindergärten und Tagesheimen anmelden. (Foto: Stephan Rumpf)

Übers Internet zum Kita-Platz - das geht in München ab November. Bisher sind allerdings nur städtische oder städtisch geförderte Einrichtungen erfasst. Und eine Garantie für einen Platz ist die neue Plattform auch nicht.

Von Melanie Staudinger, München

Lange ist in München kontrovers über eine zentrale Anmeldung für die Kindertagesstätten diskutiert worden. Nun aber hat das Bildungsreferat ein Programm fertiggestellt, das es ermöglicht, sich im Internet vormerken zu lassen. Vom 1. November an können Eltern ihre Kinder im Netz für Plätze in Krippen, Kindergärten, Häusern für Kinder, Horte und Tagesheimen anmelden. Der neue Kita-Finder gilt vorerst nur für die 713 städtischen und von der Stadt geförderten Einrichtungen - also für etwas mehr als die Hälfte der Münchner Kindertagesstätten. Eine gemeinsame Plattform mit den Kitas aller Träger soll laut Bildungsreferat im Herbst 2015 online gehen.

Der sogenannte Dienstleistungsfinder bietet Eltern ein umfassendes Servicepaket. Sie können im Internet nach bestimmten Einrichtungen suchen, sich detailliert über das Angebot dort informieren und sich gleichzeitig online vormerken lassen. Die Kitas sind geordnet nach ihren Trägern. Auskünfte gibt es über die Höhe der Gebühren, die Räume, die Außenanlagen und das pädagogische Konzept.

Wer sich anmeldet, hat allerdings nicht automatisch einen Anspruch auf einen bestimmten, gewünschten Platz. Mit der Onlinevormerkung, so erklärt eine Sprecherin des Bildungsreferats, stellen die Eltern lediglich einen Antrag auf Aufnahme. Das Kind werde auf die Warteliste gesetzt. Ob es tatsächlich auch einen Platz bekommt, entscheiden die Einrichtungen eigenverantwortlich nach ihren jeweiligen Vergabekriterien.

Ein regelrechter Marathon

Das Bildungsreferat empfiehlt Eltern daher, sich die gewünschten Einrichtungen vor einer Anmeldung anzusehen, etwa während der Sprechzeiten oder dem Tag der offenen Tür. Väter, Mütter und Erzieher sollten sich kennenlernen und Fragen im persönlichen Gespräch klären. Der Kita-Finder starte pünktlich zum neuen Anmeldezyklus für das Schuljahr 2015/16, teilt das Bildungsreferat mit. Bereits bestehende Vormerkungen in einzelnen Einrichtungen blieben selbstverständlich gültig.

Das neue Online-System soll die Anmeldung aber sowohl für Eltern als auch für die Träger erleichtern. Wer bisher sein Kind in einer Münchner Kita anmelden wollte, hatte einen regelrechten Marathon vor sich. Bis zum Frühjahr konnten Eltern ihre Kinder in den städtischen Einrichtungen vormerken lassen. Manche Kitas und Kindergärten haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen: Das bedeutet, dass Mütter und Väter sich bei einer Einrichtungen einschreiben und damit auch bei bis zu sechs anderen eine Chance haben.

Rechtsschutz für Eltern
:Per Klage zum Kita-Platz

Wer keinen Kita-Platz für den Nachwuchs bekommen hat, kann vor Gericht ziehen. Doch nicht jede Rechtsschutzversicherung kommt für die Kosten auf. Schon gar nicht, wenn sie eben erst abgeschlossen wurde.

Von Anne-Christin Gröger

Danach aber dauerte es weitere zwei Monate, bis die Stadt die Zu- und Absagen verschickt. Wer leer ausging, konnte sich bei der Elternberatungsstelle melden. Wer sein Kind lieber von einer Eltern-Kind-Initiative oder von freien und sonstigen Träger betreuen lassen möchte, der musste sich extra informieren. Die Stadt hatte zur Orientierung eine Broschüre herausgegeben, die 88 Seiten umfasst.

Viele Familien meldeten ihre Kinder öfter an

Bisher hatte die Stadt auf eine zentrale Anmeldung verzichtet. Wenn die Eltern ihre Kinder direkt einschrieben, kämen sie frühzeitig in Kontakt mit den Erziehern und könnten sich beraten lassen, hieß es. Nun aber räumt selbst das Bildungsreferat Probleme ein. Zum einen gebe es viele unversorgte Familien, die auf Nachrücker-Plätze warteten. Zudem sei die Suche nach freien Angeboten bei verschiedenen Träger sehr zeitraubend. Ein Gesamtüberblick existiert nicht.

Kita-Gründung im Lehel
:"Das riskieren wir jetzt einfach"

Fünf Monate von der Idee bis zur Eröffnung: Weil ihr Kindergarten plötzlich schließen musste, gründeten drei Mütter aus München ihre eigene Kita. Die Geschichte einer mutigen Entscheidung.

Von Melanie Staudinger

Schwierig war in der Vergangenheit zudem der Abgleich. Viele Familien meldeten ihre Kinder öfter an oder ließen es nicht von der Warteliste streichen, wenn sie einen anderen Platz bekommen hatten. Folglich musste jede Einrichtung einzeln abgefragt werden, manche Eltern bekamen zum Beispiel erst mitten in den Sommerferien eine Zusage für einen Hortplatz. Seit Mai 2014 verzeichnete die städtische Elternberatungsstelle, die unter anderem für die Platzvermittlung zuständig ist, insgesamt mehr als 8000 Anfragen. 1800 Kinder konnten nach Angaben einer Bildungsreferatssprecherin vermittelt werden. Das sei eine "sehr erfreuliche" Bilanz.

Die zentrale Kita-Anmeldung wurde zuletzt von vielen Parteien gefordert. Die CSU-Stadtratsfraktion sprach sich schon seit langem dafür aus. Die SPD-Fraktion allerdings stellte sich lange Zeit quer, weil sie eine persönliches Vorsprechen bevorzugte, bis Dieter Reiter - damals noch als OB-Kandidat - bei einer Podiumsdiskussion der Süddeutschen Zeitung ebenfalls für eine zentrale Anmeldung eintrat. Plötzlich ging alles sehr schnell. Im März - zwischen der Stadtrats- und der Stichwahl - beantragte die SPD völlig überraschend das computergestützte System, das nun den Eltern die Anmeldung erleichtern soll.

© SZ vom 20.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: