Keine schnelle Klärung:Gebäude zu, Verfahren offen

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Der Prozess um die Neurieder Mehrzweckhalle dauert an

Von Julian Raff, Neuried

Anderthalb Jahre nach Eröffnung und knapp ein Jahr nach Schließung der neuen Mehrzweckhalle bleibt unabsehbar, wann Sportler, Grundschüler und der Verein "Kunst und Kultur" den knapp zehn Millionen Euro teuren Bau wieder nutzen können. Ein vom Landgericht im Zuge eines selbständigen Beweisverfahrens beauftragtes Gutachten liegt zwar seit Ende Januar vor; es verspricht aber keine schnelle Klärung oder technische Lösung.

Grundsätzlich hatte der Gerichtsgutachter bereits im August 2017 bestätigt, dass die Tragekonstruktion der abgehängten Decke zu schwach ausgeführt ist, um die schweren Revisionsklappen zu tragen. Nach Auffassung eines von der Gemeinde beauftragten Gutachters, der aber vor Gericht nicht als Zeuge gehört wird, könnte dies per "Reißverschlusseffekt" sogar zum Absturz der gesamten Zwischendecke führen. Nun kommt der gerichtliche Experte zu dem Schluss, die Decke sei zwar fehlerhaft, könne aber nachgebessert werden. "Wie das gehen soll, ist mir ein Rätsel", sagt Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel (SPD), selbst Ingenieur. Die unzureichend verschraubten Träger seien gar nicht alle über die Revisionsklappen zugänglich. Die Decke müsse also für eine Reparatur des tragenden Rahmens nach Zipfels Auffassung komplett abmontiert werden, sodass man "gleich von vorne anfangen" könne.

Auch sonst zeigt sich der Bürgermeister mit der Arbeit des Gutachters unzufrieden. Dieser habe das Gewicht der Decke nicht berechnet, sondern nur geschätzt. Außerdem habe der Sachverständige nur wenige Teile in Augenschein genommen, obwohl er fünf Monate lang freien Zutritt zur Halle und ein mobiles Gerüst zur Verfügung gehabt habe.

Innerhalb einer sechswöchigen Frist werden Bauausschuss und Gemeinderat im Februar ihre Schlüsse aus dem Gutachten ziehen, ebenso, wie der Prozessgegner, die ausführende Firma. Im Raum steht, neben der Schuldfrage, eine offene Restzahlung vom 130 000 Euro. Der Betrag würde ausreichen, um die Zwischendecke abzubrechen und die Halle für einen provisorischen Betrieb herzurichten. Zipfel hält dies mittlerweile für die beste Lösung, da das vom Anwalt empfohlene Vorgehen, die Decke für die Beweissicherung nicht anzutasten und die Halle zu schließen, nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat. Die Gemeinde käme am Ende mit einem Mehraufwand von bis zu 40 000 Euro für eine neue, leichtere Deckenkonstruktion davon, hofft Zipfel.

Bislang zeigt sich die Gegenseite aber nicht bereit, Baumängel einzuräumen und die 130 000-Euro-Forderung abzuschreiben. Verlierer des Rechtsstreits sind in jedem Fall die Neurieder. Seit der Schließung des Vorgängerbaus 2010 konnten sie nur fünf Monate lang die Mehrzweckhalle nutzen. Abgesehen von den Kosten, auch ein "gewaltiger Imageschaden", sagt Zipfel.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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