Isarvorstadt:Verwirrung um Kastanie

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Anwohner rechnen mit Fällung, Stadt will den Baum erhalten

Von Birgit Lotze, Isarvorstadt

Die Sporthalle an der Klenzestraße wird energetisch saniert, weshalb Bäume fallen sollen. Anwohner im Bereich der Baader- und der Klenzestraße haben jetzt nach eigenen Angaben zweimal die Fällung einer großen Kastanie auf dem Schulhof der Klenzestraße verhindert: Sie holten die Polizei, als die Arbeiter mit der Säge anrückten. Diese stellte zwar fest, dass die Fällung rechtmäßig sei, doch die Arbeiter zogen nach der Verzögerung ab. Von der Kastanie wurde so lediglich ein Ast entfernt. Am Montagmorgen versammelten sich die Nachbarn am Zaun zur Schule und protestierten, als die Arbeiter ein zweites Mal loslegen wollten. Ein Anlieger hatte am Sonntagabend noch formal Einspruch beim Baureferat eingelegt. Unterdessen erklärte Stefan Hauf, der Pressesprecher der Stadt, am Montagabend, dass die Kastanie erhalten werden solle.

Ein vorübergehender Baustopp hatte am Montagmorgen den zweiten Versuch verhindert, die Kastanie abzusägen. Die Anlieger gehen davon aus, dass sie bei der Sanierung der Turnhalle im Weg ist - und mit einer Fällung eine einfache, schnelle Lösung gefunden wurde, sich des Problems zu entledigen. Das Baureferat habe die Maßnahme im Hauruck-Verfahren genehmigen lassen. Möglicherweise wolle "das Referat Tatsachen schaffen, während in der Ferienzeit niemand so genau hinschaut", sagte Christoph Scholder. "Es kann nicht sein, dass die Sanierung dazu führt, dass man den für das Stadtklima so wertvollen Kastanienbaum fällt", schrieb Anwohner Joachim Groh an die Behörde.

Genau das wird passieren, davon geht die Baumschutzbeauftragte im Bezirksausschuss, Silvia Haas (Grüne), aus: "Ich als Baumschutzbeauftragte habe da keine Chance." Der Baum sei bei einer Überprüfung als "Gefahrenbaum" eingestuft worden, nachdem kürzlich ein Ast heruntergefallen sei. Damit sei es nicht zu verantworten, ihn in einem Schulhof zu belassen. Das Gutachten stelle auch die Kippsicherheit in Frage. Zudem könne der Baum die Bauarbeiten langfristig nur stark gestutzt überleben, solle die Halle gut und fachgerecht saniert werden. Das koste 25 000 Euro.

Pressesprecher Hauf wiederum nennt die Kastanie "wertvoll". Sie sei provisorisch an der Fassade der Turnhalle verankert worden, weil die Kellermauer freigelegt wurde. Um den Baum zu erhalten, sei "ein deutlicher Rückschnitt notwendig". Die Arbeiten hätten am Freitag begonnen und dauerten an.

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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