Innere Mission:Warum es mehr Geld für Integration geben muss

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In der Bayernkaserne werden Flüchtlinge im "Welcome Center" begrüßt, das die Innere Mission mit der Lichterkette und Freiwilligen betreibt. (Foto: Florian Peljak)
  • Die Innere Mission fordert mehr Geld für die Betreuung von Flüchtlingen.
  • Es braucht mehr Fachpersonal, damit die Integration der Menschen gelingen kann.
  • Derzeit betreut die Innere Mission 5500 Flüchtlinge, die Zahl wird sich 2016 voraussichtlich verdoppeln.

Von Inga Rahmsdorf

"Mia san mia. Und ihr müsst euch anpassen", so werde die Integration der Flüchtlinge nicht funktionieren. Diese Botschaft liegt Günther Bauer, Vorstand der Inneren Mission (IM) München, besonders am Herzen. Wichtig sei die beidseitige Bereitschaft, sich zu öffnen, von Seiten der Gesellschaft hier wie von Seiten der Flüchtlinge.

"Wir stehen am Anfang einer Phase der Integration, die etwa drei bis fünf Jahre dauern wird", sagte Bauer am Mittwoch bei der Jahrespressekonferenz der IM. Denn viele der Asylbewerber blieben auch dauerhaft in Deutschland. Und dabei kommt der Inneren Mission wie auch anderen großen Trägern von Flüchtlingshilfeprojekten in München eine wichtige Aufgabe zu.

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Die Zahl der betreuten Flüchtlinge wird sich verdoppeln

Etwa 5500 geflüchtete Menschen betreut die Innere Mission derzeit in München, in Erstaufnahmeeinrichtungen, Gemeinschafts- und Notunterkünften. In diesem Jahr wird sich die Zahl verdoppeln auf mehr als 10 000. Allein in den nächsten drei Monaten wird die IM vier neue Unterkünfte übernehmen. Das bedeutet, die Stadt beispielsweise errichtet eine Unterkunft für Flüchtlinge, die Innere Mission übernimmt dann die Betriebsführung, stellt den Hausmeister und die Reinigung, bietet Asylberatung und Kinderbetreuung an und betreut die freiwilligen Helfer.

Dafür hat der Wohlfahrtsverband in den vergangenen Monaten sein Fachpersonal im Flüchtlingsbereich fast verdoppelt, auf etwa 110 Mitarbeiter. Allein die Zahl der Migrationsberatungen habe sich in den vergangenen Monaten vervierfacht, sagte Andrea Betz, Abteilungsleiterin für Flüchtlinge, Migration und Integration bei der IM.

Um diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Integration bewältigen zu können, fordert Bauer vor allem mehr finanzielle Mittel vom Bund für die Migrationsberatungen sowie ausreichend Fachpersonal, nicht nur für die Wohlfahrtsverbände und Sozialprojekte, sondern auch bei der Polizei, den Kreisverwaltungsbehörden, den Regierungen und Kommunen. Der Chef der Inneren Mission kritisiert auch deutlich die Forderung der CSU, die Flüchtlingszahlen zu begrenzen. Zudem klinge die Ankündigung, Flüchtlingsursachen bekämpfen zu wollen, zwar gut, es falle aber schwer zu glauben, dass sich in kurzer Zeit etwas an Konfliktsituationen wie in Syrien ändern werde.

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Eine Aufgabe, die zu bewältigen ist

Die Innere Mission München geht daher davon aus, dass die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge auch in diesem Jahr hoch sein wird. Einen besonderen Schwerpunkt will Andrea Betz nun auf die bessere Betreuung von Kindern und Jugendlichen in den Unterkünften setzen. Denn während alleinreisende Minderjährige in den Bereich der Jugendhilfe fallen und damit eine recht gute Betreuung erfahren, werden Kinder und Jugendliche, die mit volljährigen Verwandten nach Deutschland geflohen sind, ihrer Meinung nach bisher viel zu wenig in der deutschen Asylpolitik beachtet. Ob es spezielle Angebote für Familien mit Kindern in den Erstaufnahme- und Gemeinschaftsunterkünften gibt, ist maßgeblich abhängig vom freiwilligen Engagement der Helfer, der Wohlfahrtsverbände oder der Kommunen.

Im vergangenen Jahr sind etwa 17 000 Flüchtlinge neu in München untergekommen. Das sei zwar eine "ganze Menge", so Bauer, aber in Relation zu 1,5 Millionen Einwohnern und einer wachstumsstarken Stadt dann doch eine zu bewältigende Aufgabe. Zudem gebe es schließlich keine Alternative zum "Wir-schaffen-das". Menschen in Not nicht aufzunehmen, würde gegen die Menschenwürde verstoßen, der jüdisch-christlichen Tradition widersprechen und massive negative Folgen nicht nur für das Leben der Flüchtlingen mit sich bringen, sondern auch für die sich abschottenden Gesellschaften.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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