Harthof:Der Versuch, für alle zu sprechen

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Eine Podiumsdiskussion auf Einladung des Vereins "Zukunft am Hart" über Probleme im Quartier

Von Nicole Graner, Harthof

Nicht zu hell, nicht zu dunkel: Es dauerte am Dienstagabend ein wenig, bis das Licht auf der Bühne im Saal des Weyprechthofes eingestellt war, bis die Gäste auf dem Podium ins rechte Licht gerückt wurden - und die Diskussion um die Sorgen der Viertel Am Hart und Harthof beginnen konnte. Der Verein "Zukunft am Hart" (ZAH), der sich im November 2015 mit dem Ziel gegründet hatte, besonders das Quartier Am Hart lebenswert mitzugestalten und, wie es im Flyer heißt, "eine spürbare Verbesserung der Lebensumstände" zu erreichen, hatte eingeladen.

Gekommen waren Münchens Dritte Bürgermeisterin, Christine Strobl (SPD), Stadtrat Walter Zöller (CSU), Stadträtin Jutta Koller (Bündnis 90/Die Grünen), Fredy Hummel-Haslauer (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart, die für Stadtsanierung und Wohnungsbau verantwortliche Stadtplanerin Ulrike Klar sowie Rudolf Stummvoll, Leiter des Amts für Wohnen und Migration. Die Diskussion leiteten Christine Frenzel, Vorsitzende des ZAH, und Ulrich Gutzer (ZAH).

Die Unzufriedenheit über Missstände im Viertel ist die Antriebsfeder des Vereins Zukunft Am Hart. Unzufriedenheit, die sich oft in Sitzungen des Bezirksausschusses, bei Bürgerversammlungen, in schriftlich formulierten Anträgen und Widersprüchen bemerkbar gemacht hatte. An diesem Abend aber blieben wuchtig formulierte Vorwürfe aus. Sachliche Fragen wurden gestellt, sachliche Antworten gegeben.

Zwei große Sorgenpakete hat der ZAH-Verein geschnürt: die Bebauungspläne für die GWG-Siedlung am Harthof und die Versorgung der Bürger - sei es durch ausreichend Geschäfte oder medizinische Angebote für Senioren. Vor allem der Bebauungsplan Harthof-Nord im Bereich der Dientzenhoferstraße 50 bis 70, der Kämpferstraße und der Max-Liebermann-Straße stößt bei den ZAH-Akteuren auf Kritik. Die Mischung der Bevölkerungsschichten müsse zum Beispiel unbedingt stimmen. Dies sei bei Weitem nicht in allen Vierteln gleich verwirklicht, erklärte Frenzel. Man wolle hier nicht nur Sozialwohnungen haben. An der "Münchner Mischung" will man, so Bürgermeisterin Christine Strobl, aber auch im Harthof festhalten. Sie garantiere Vielfalt. Wie hoch der Anteil der sozial geförderten Wohnungen sei, könne man, erklärte Ulrike Klar, allerdings noch nicht sagen. Eine "sozial geförderte Schlafstadt" werde das Viertel nicht beleben, glaubt Ulrich Gutzer (ZAH).

Ein weiterer Kritikpunkt des Vereins lautet, dass das Projekt keine Gewerbe- und Gastroflächen berücksichtige. Ebenso gebe es im Stadtbezirk zu wenig für Senioren, und auch nicht genug Wohneinrichtungen. "Man kann dieses Problem nicht immer in andere Stadtbezirke verlagern", betonte Frenzel. An alle Bevölkerungsschichten zu denken, sei sehr wichtig, bestätigte Ulrike Klar, betonte aber, dass die GWG sehr wohl Angebote wie Wohnungen für Demenzerkrankte, Wohngemeinschaften, das Mehrgenerationenhaus habe. Zudem gebe es die Stiftung Pfennigparade. Auch plane die GWG weitere Einrichtungen. Schon jetzt stünden zum Beispiel 104 Apartments an der Schleißheimer Straße 405 zur Verfügung. "Da sind übrigens noch Plätze frei", erklärte Klar. Auch sagte ein Bürger, dass er die ZAH-Mitglieder gern zu einem Spaziergang einladen würde, um zu zeigen, dass es im Stadtbezirk sehr viel für Senioren gebe - mehr als anderswo. Zu wenige Ärzte - diese Problematik einte die Diskutanten. Doch lösen kann die Stadt das laut Strobl nicht. Räume für Praxen etcetera seien stets eingeplant, würden aber dann oft nicht als solche genutzt.

Der Verein ZAH hat sich an diesem Abend mit seiner Viertel-Kritik positioniert. Ob das aber die Probleme der im Harthof und Am Hart lebenden Bevölkerung widerspiegelt, wurde nicht deutlich. Zu wenige konstruktive Redebeiträge kamen aus der Bevölkerung selbst.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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