Harthof:Alle Hände voll zu tun

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Das Sozialreferat dringt darauf, die soziale Betreuung im Sanierungsgebiet Harthof durch eine Außenstelle des Familienzentrums auszuweiten

Von Stefan Mühleisen, Harthof

Im Zuge der Sanierung und Nachverdichtung der GWG-Siedlung Harthof dringt das Sozialreferat darauf, das Angebot der sozialen Betreuung für die Bevölkerung auszuweiten. Nach dem Plänen der Behörde soll der Kinder- und Jugendhilfeausschuss des Stadtrates im September den Weg für eine zusätzliche Außenstelle des Familienzentrums "Unter den Arcaden" frei machen. "Die Sozialplanung des Sozialreferates sieht einen dringenden Bedarf für die Erweiterung", heißt es in der Beschlussvorlage der Behörde.

Aus dem Papier geht hervor, dass das Siedlungsgebiet Weyprechtstraße, Max-Liebermann-Straße, Dientzenhoferstraße, Kämpferstraße, Humanweg sowie Röblin- und Wiegandweg besondere soziale Herausforderungen bereit hält. Im stadtweiten Monitoring des Sozialreferates nimmt demnach die Planungsregion Harthof Nord den sechsten Rang von 114 Positionen ein. Konkret heißt das: Die städtischen Mitarbeiter haben auf diesem 17 Hektar umfassenden Gebiet mit der sozialen Betreuung alle Hände voll zu tun. Qua Statistik liegt die Zahl der betreuten Haushalte mit Kindern um 105 Prozent, der Anteil der Kinderschutzfälle um 33,7 Prozent über dem städtischen Mittelwert. Auch wohnen dort anteilig mehr Alleinerziehende als im übrigen Stadtgebiet.

Der Behördenbericht spricht von "hoher Interventionsdichte der Bezirkssozialarbeit", was auch an den überproportional vielen arbeitslosen jungen Menschen liegt, die in diesem Siedlungsgebiet leben: Laut einer Erhebung für das Jahr 2014 liegt der Anteil der Hartz-IV-Bezieher im Alter von 15 bis 24 Jahren bei 9,8 Prozent - stadtweit sind es nur 4,8 Prozent; bei den Minderjährigen sind dem Bericht zufolge 24,3 Prozent (stadtweit: 12,1) auf Sozialgeld angewiesen. "Dies wird als Hinweis auf hohe Kinderarmut in dieser Region gewertet", schreibt das Sozialreferat in der Beschlussvorlage für den Stadtrat. Aufgrund dieser Daten, so heißt es, würden "umfangreiche Angebote im Bereich der Familienarbeit benötigt, um der Situation gerecht zu werden." Die Schlussfolgerung: Zusätzlich präventiv und nachgehend arbeitende Familienangebote des örtlichen Familienzentrums seien "dringend erforderlich".

Die städtische Gemeinnützige Wohnstätten- und Siedlungsgesellschaft (GWG) plant derzeit ein umfangreiches Sanierungsprojekt in der Siedlung am Harthof, auch einige marode Gebäude sollen abgerissen werden. Betroffen sind 2000 Wohnungen, 800 Wohneinheiten sollen hinzukommen, 70 Prozent davon sollen geförderter Wohnraum sein. In einem dieser neuen Gebäude soll nun die Außenstelle des Familienzentrums und Mehrgenerationenhauses "Unter den Arcaden" Platz finden - an der Dientzenhoferstraße 55, gegenüber der bereits bestehenden Einrichtung. Den Planungsbeginn setzt das Sozialreferat bereits für die zweite Jahreshälfte 2016 an, 2019 soll der Betrieb dann aufgenommen werden.

Die Behörde hat bereits ein detailliertes Konzept ausgearbeitet, über das die Stadträte in der Ausschusssitzung am 13. September befinden sollen: Angeraten wird, den "Unter den Arcaden"-Träge , der Verein Euro-Trainings-Centre (ETC), auch die neue Einrichtung führen zu lassen. Insgesamt ist eine Nutzfläche von 250 Quadratmetern vorgesehen, wobei der größte Platz, insgesamt 105 Quadratmeter, für ein Café mit angegliederter Küche reserviert ist - als "erste Anlaufstelle" und "niederschwelliger Begegnungsmöglichkeit für Familien", wie in der Vorlage ausgeführt wird.

Dazu gibt es Räume für individuelle Beratung und Bildungsangebote, etwa für Elternkompetenztrainings zu Gesundheit, Ernährung, Kinderbetreuung sowie Weiterbildungskurse. Zudem bieten die Mitarbeiter Beratung für alle möglichen sozialen Anliegen, ob es nun um Hausaufgabenbetreuung, Sprachförderung, Therapieangebote oder Vermittlung von Haushaltshilfen geht. Zusätzlich ist ein Spiel- und Gruppenraum für Kleinkinder vorgesehen, der überdies auch von Eltern-Kind-Gruppen genutzt werden kann. Das Sozialreferat hebt hervor, dass eine enge Kooperation mit der Schul- und Bezirkssozialarbeit sowie den Angeboten der sogenannten frühen Hilfen und der frühen Förderung geplant sei. Die Kosten liegen der Behörde zufolge bei einmalig 120 000 Euro.

Bei den Lokalpolitikern im Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart findet das Projekt breite Zustimmung; per Beschluss haben die Bürgervertreter bereits ihre Zustimmung deutlich gemacht. "Die Erweiterung der Einrichtung ist richtig und notwendig", sagt der Bezirksausschuss-Vorsitzende Fredy Hummel-Haslauer (SPD). Er unterstützt auch uneingeschränkt den Plan, die neue Dependance vom bisherigen Träger führen zu lassen. "Die leisten hervorragende Arbeit", konstatiert Fredy Hummel- Haslauer.

© SZ vom 01.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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