Harlaching:Polizei rätselt über Vorgehen der Juwelierräuber

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  • Fünf Männer haben ein Juwelier-Geschäft in Harlaching ausgeraubt. Ihr Vorgehen erinnert an Taten der "Pink Panther"-Bande.
  • Die Täter setzten Pfefferspray ein und zerschlugen Vitrinen mit Hämmern. Sie entkamen zunächst zu Fuß. Eine Fahndung läuft.
  • Sie nahmen Schmuck mit, ließen aber einige wertvolle Stücke zurück. Und rätselhafterweise blieb ein Basketball am Tatort liegen.
  • Bei dem Überfall wurden sieben Menschen verletzt.

Von Martin Bernstein

Fünf mit Pfefferspray bewaffnete junge Männer haben am Mittwochvormittag einen Juwelier in der Peter-Auzinger-Straße in Harlaching überfallen. Die nach Augenzeugenberichten zwischen 16 und 25 Jahre alten Angreifer gingen dabei äußerst brutal vor - und zielgerichtet. Der Überfall erinnert an ähnliche Taten der europaweit operierenden, mutmaßlich von Serbien und Montenegro aus gesteuerten "Pink Panther"-Bande.

"Es ging alles blitzschnell", erzählt ein Angestellter des Traditionsgeschäfts F. C. Bauer. Gegen 10.15 Uhr stürmten die fünf Täter in das Juweliergeschäft und sprühten mit Pfefferspray um sich. Die jungen Männer trugen Kapuzenpullover und Kappen.

Einer der Täter drückte nach Beobachtungen des Augenzeugen zudem einer Verkäuferin, die gerade im Laden Kunden beriet, eine Waffe in die Seite. Zwei Uhrmacher und eine weitere Mitarbeiterin befanden sich gerade in hinteren Räumen. Dann schlugen die Angreifer mit zwei Hämmern Vitrinen ein und rissen teure Uhren an sich. So schnell sie gekommen waren, so schnell verschwanden die Räuber wieder - nach Zeugenaussagen zunächst zu Fuß.

Offenbar wussten sie genau, dass sie wegen des in Juweliergeschäften installierten Überfallalarmknopfs nur wenig Zeit hatten bis zum Eintreffen der Polizei. Als die Beamten am Tatort in Harlaching eintrafen, waren die Täter verschwunden. Nicht ausgeschlossen ist, dass sie ein Fluchtauto in der Nähe abgestellt hatten, um damit Richtung Autobahn zu türmen. Eine Großfahndung der Polizei wurde sofort eingeleitet. Über Harlaching kreiste ein Hubschrauber.

Während im von Glasscherben übersäten Juweliergeschäft die Beamten der Spurensicherung nach verwertbaren Hinweisen suchten und die Videoaufzeichnungen der Überwachungskamera auswerteten, wurden in Rettungsdienstfahrzeugen die sieben Verletzten - vier Angestellte und drei Kunden - ärztlich versorgt. Sie hatten durch das Pfefferspray Verletzungen erlitten. Eine Angestellte und eine Kundin standen unter Schock und mussten in die Klinik gebracht werden.

Ihnen vor allem galt die Sorge von Inhaber Franz C. Bauer, der während des Überfalls bei einem Termin in der Innenstadt gewesen und danach sofort zum Tatort geeilt war. Was eine derartige Tat bei den Opfern auslöse, könne man noch gar nicht absehen, sagte er. Seit 35 Jahren arbeitet Bauer als Juwelier. Das Traditionsgeschäft gibt es bereits seit 61 Jahren.

Es ist nicht das erste Mal, dass es Kriminelle auf den Juwelier in der Peter-Auzinger-Straße abgesehen haben. Vor etwa fünf Jahren hätten Einbrecher nachts das Geschäft heimgesucht, berichtet Bauer. Damals hätten sie Beute im Wert von knapp 200 000 Euro mitgenommen. Noch größer war der Schaden, den Einbrecher anrichteten, als sie vor etwa 20 Jahren in Rififi-Manier vom Nachbarhaus her ein Loch durch die Wand schlugen und das Juweliergeschäft ausräumten.

"Etwa eine Million D-Mark" habe der Schaden betragen, schätzt Bauer. Wie hoch die Beute der flüchtigen Täter am Mittwoch war, konnte Bauer noch nicht beziffern. Mindestens bis übers Wochenende müsse das Juweliergeschäft erst einmal geschlossen bleiben.

Das Vorgehen der Täter gibt Rätsel auf. Einerseits gingen sie sehr planvoll und gezielt vor. Sie hatten Hämmer dabei, um Vitrinen einzuschlagen, etwa die mit den teuren Cartier-Stücken. Auf der anderen Seite fassten sie aber manche besonders wertvollen Stücke nicht an und nahmen dafür eher günstige Preziosen an sich.

Rätselhaft ist für die Ermittler vom Kriminalkommissariat 21 auch ein Gegenstand, den die Räuber am Tatort zurückließen: ein schwarzer Basketball mit orangen Streifen. Die Kriminalpolizei (Telefon 089/2910-0) erhofft sich davon eventuell wichtige Hinweise.

Der Überfall erinnert an die Taten der "Pink Panther"-Bande, die in den vergangenen Jahren in mehr als 20 europäischen Ländern oft in spektakulären Aktionen Juweliere überfallen hat und die sich in immer neuen Zellen mit einigen Anführern und vielen meist sehr jungen Handlagern organisiert.

Vor drei Jahren überfielen Gangster, die die Polizei dem Netzwerk zurechnete, ein Juweliergeschäft in der Münchner Maximilianstraße. Mit einer Axt schlugen sie die gläserne Eingangstür ein, zertrümmerten mit einem Vorschlaghammer die Vitrinen und räumten ihre Rucksäcke voll mit Uhren und Schmuck. Auch sie kamen am helllichten Tag und flohen zu Fuß. Und als sie geschnappt wurden stellte sich heraus: Sie waren sehr jung, zwischen 17 und 21 Jahre alt.

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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