Gerade mal drei Monate nach Baubeginn können Erzeherinnen, Kinder und Eltern am Freitag mit dem Richtfest des neuen "Hänsel und Gretel"-Domizils an der Wunderhornstraße zugleich die überraschende Rettung feiern: Wie im März bekannt wurde, hatte sich die Stadt mit der Betreiberin Katrin Fromm auf einen Neubau neben dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude geeinigt, wo die beiden Kindergarten-Gruppen bis zum Umzug weiter betreut werden, also voraussichtlich bis Juni 2016.
Aus der 87 Jahre alten Villa muss der Kindergarten ausziehen, da die früheren Eigentümer das Gebäude der Stadt als Stiftung vermacht hatten. Sozialen Zwecken gewidmet ist demnach der Ertrag, nicht das Mietverhältnis selbst. Nach aktueller Auslegung des Stiftungsrechts müssen die städtischen Verwalter die Immobilie also möglichst gewinnbringend vermieten. Nachdem sich der Interessenkonflikt über sechs Jahre hingezogen hatte, einigte sich Fromm mit den Behörden darauf, einen Teil des 1480-Quadratmeter-Grundstücks auf 35 Jahre per Erbpacht zu übernehmen und darauf in eigener Regie einen neuen Kindergarten zu bauen. Die Kosten für den Massivbau, rund eine Million Euro, trägt der Betreiber, beziehungsweise der Förderverein zu einem Drittel, für zwei Drittel kommt die Stadt auf. Nachdem sich Fromm auch mit den Nachbarn, die gegen eine Feuertreppe klagen wollten, gütlich einigen konnte, startete der Bau Ende Juni.
Ohne eine lange Warteliste für ihre 50 Betreuungsplätze hätte sie das finanzielle Risiko des Neubaus nicht eingehen können, erklärt Fromm. Anhaltend hohe Nachfrage bleibt der knapp 68 Jahre alten Einrichtung offenbar garantiert. Schwieriger sei die Suche nach qualifiziertem Personal gewesen, schließlich liege der Kindergarten, wie Fromm sagt, "im Outback", fernab von Einkaufsmöglichkeiten oder schneller Verkehrsanbindung. Im Gegenzug könne sie ihrem Team aber einen familiären, gut in die Nachbarschaft integrierten Betrieb bieten - und viel Natur im Perlacher Forst und am Isar-Hochufer.