Die Thompson Bar:Fast wie im alten New York

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Alle Standard-Drinks und einige Besonderheiten mixt der Barkeeper in der Thompson Bar. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Hotelbar-Atmosphäre und kitschige Herrendrinks: Das Thompson hebt sich mit vielen kleinen Details von der Münchner Barszene ab.

Von Anna Günther

Es sind die Details, die das Thompson an der Rumfordstraße netter machen als die vielen anderen Bars in München: große Fenster, hohe Decken, tiefe braune Ledersessel, Fotos in Schwarz-Weiß. Es duftet nach Holz, an den Wänden sind noch Backsteine zu sehen. Das angenehme Ambiente erinnert spätestens dann an den New Yorker Stadtteil Soho, als alte Soul- und Jazzklassiker erklingen und man es sich am liebsten mit einem Gin Fizz gemütlich machen würde. Der Barkeeper empfiehlt aber Campari Tonic (8,10 Euro).

Den habe es schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegeben. Ein Herrengetränk sei das gewesen, sagt Barkeeper Ron Hegewald. Das allerdings wisse im aktuellen Gin-and-Tonic-Hype nur kaum noch jemand. Der Campari Tonic schmeckt erfrischend herb-fruchtig und dabei doch süß, und ist tatsächlich der leckerste Drink des Abends. Jedenfalls für die beiden Tester. Ein Aperitiv, der nach zweimal umrühren ein Herzchen freigibt. Rausgestanzt aus einer Orangenschale, die vom Umrühr-Glasstäbchen am Boden des Glases fest gehalten wurden. Ein Herrengetränk für Kitschfans.

Ein bisschen Hotelbar: Das Thompson in der Rumfordstraße. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Benannt ist die Bar nach Sir Benjamin Thompson

Die Karte ist klein, bietet aber alle Standards und dazu Besonderheiten wie den Andalös Splish aus schwedischem Sanddornlikör, Soda und Prosecco. Ähnlich sommerlich schmeckt der Limoncello Spritz (beide 6,90 Euro). Besser zum Thompson im Winter und dem Flair des alten New Yorks passt der Richmond Gimlet (9 Euro) aus Gin, Zitrone, Zucker, Gurke und Minze. Sogar Gerichte wie das Bauernbrot mit dicken Avocadoscheiben oder das turmhohe Clubsandwich erinnern an Foodie-Blogs aus den USA. Dabei ist nicht die Thompson Street in Manhattan Namensgeber der Bar, sondern Sir Benjamin Thompson. Bekannt wurde er als Graf Rumford, der Mitte des 18. Jahrhunderts in Massachusetts geboren wurde und später dem bayerischen Kurfürsten Karl Theodor diente.

Kritiker könnten bemängeln, dass das Thompson mit klarem Design aus Holz und Leder, Glas und Stein sowie dem loungigen Kaminzimmer im hinteren Bereich an eine Hotelbar erinnert. So abwegig ist das gar nicht: Hotelbars sollen Lieblingsplatz von Netzwerkern sein. Das war der Ursprungsgedanke der Financial Service Holding KW AG. Vor knapp zwei Jahren bezog die Firma das Büro am Isartor, das Thompson sollte Lounge für die Mitarbeiter und deren Kunden sein. Mittlerweile ist es für Passanten geöffnet.

© SZ vom 27.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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