Haidhausen:Unzugänglich

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Ein ehemaliger Wirtshaus-Biergarten am Wiener Platz ist eigentlich öffentlicher Grund. Die Hauseigentümer haben die Fläche aber eingezäunt - zu Unrecht, sagt die Stadtverwaltung. OB Reiter verspricht Abhilfe

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Einst ging der Meister Eder in die Gaststätte "Zum Huterer" am Wiener Platz. Zum Stammtisch, wenn er seine Schreinerei und den Pumuckl zumindest für kurze Zeit unbeaufsichtigt ließ. Jedenfalls diente die Fassade des Hauses an der Grütznerstraße in der Fernsehsendung "Meister Eder und sein Pumuckl" als Kulisse für die Stammkneipe. Das ist lange her, die Gaststätte samt Biergarten zum Wiener Platz hin gibt es seit Jahren nicht mehr. Im ehemaligen Biergarten steht ein alter Kastanienbaum, drumherum ein bisschen Kies - und ein erneuerter Zaun. Der trennt den Wiener Platz von dem "Vorgarten" der ehemaligen Gaststätte. Dabei ist beides eigentlich öffentlicher Grund und gehört der Stadt.

Die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) fordern nun einstimmig, dass die Umzäunung "entfernt wird", wie es in einem CSU-Antrag heißt. Ebenso verschwinden sollen die "privaten Einbauten (Tonnenhäuschen) auf dem Grundstück sowie der mutmaßlich nicht genehmigte Balkon", der zum Wiener Platz hin im ersten Stock angebaut wurde. Laut Planungsreferat soll zumindest "intensiv geprüft" werden, ob beim Bau des Balkons die Genehmigungen eingehalten wurden. Doch den Stadtteilpolitikern viel wichtiger ist, dass das Grundstück "endlich wieder als öffentliche Aufenthaltsfläche genutzt" werden kann, fasste die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD) in einem Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) von diesem Januar das Anliegen der Lokalpolitiker zusammen. Zudem soll "eine Rundbank um den Baum errichtet werden".

Die Gaststätte "Zum Huterer" gibt es nicht mehr. Damit ist auch der ehemalige Biergarten öffentlicher Grund. Die Lokalpolitiker wollen, dass der Holzzaun verschwindet. (Foto: Catherina Hess)

Bereits vor zwei Jahren hatten die BA-Mitglieder beantragt, dass die Parzelle wieder öffentlich zugänglich wird. Woraufhin das Baureferat zunächst bestätigte, dass der umzäunte Bereich tatsächlich "unberechtigt in Anspruch genommen" wurde. Denn die Dienstbarkeit für einen kleinen Biergarten um die Kastanie herum, ist mit dem Auszug der Gaststätte abgelaufen. An der Einzäunung änderte sich aber bis heute nichts - im Gegenteil, der Zaun wurde erneuert. Zusätzlich wandte sich der neue Eigentümer an die Stadt, mit dem Wunsch die Parzelle zu kaufen, bestätigt das für den Verkauf städtischer Grundstücke zuständige Kommunalreferat. Aber da es sich laut Kommunalreferat um "eine öffentliche Verkehrsfläche, die nicht verkauft werden kann", handelt, lehnte die Stadtverwaltung das Kaufgesuch ab.

Trotzdem blieb der öffentliche Grund umzäunt, nicht zugänglich für die Haidhauser. Das könnte sich nun bald ändern. Denn nach jahrelangem Bemühen bekommen die Haidhauser Lokalpolitiker Unterstützung von der Stadtspitze. Oberbürgermeister Reiter versichert in einem Brief an die Stadtteilpolitiker, dass der ehemalige Biergarten künftig "wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll". Die vom neuen Eigentümer errichteten Anlagen, "die aus der Fläche einen Vorgarten seines Anwesens gemacht haben, müssen wieder ordnungsgemäß rückgebaut werden", schreibt Reiter. Wie das Baureferat mitteilt, ist der Eigentümer in einem Schreiben vom 23. Februar "zum Rückbau des Zaunes aufgefordert". Geht es nach dem Referat könne der Eigentümer umgehend damit anfangen. Wann der Rückbau beginnen soll, ist aber unklar. Denn die K + K Verwaltungsgesellschaft, die nun in dem Haus sitzt und der Anweisung folgen müsste, will sich zu dem ganzen Vorgang nicht äußern.

"Zum Huterer" diente als Kulisse für Meister Eders Stammkneipe. (Foto: Imago/United Archives)

Ist der Zaun weg, soll die Kastanie samt Umgebung "wieder in den Wiener Platz integriert werden", wünscht sich Reiter. Wie das kleine Eck künftig aussehen soll, "wird das Baureferat nach der Freimachung der Fläche mit dem Bezirksausschuss abstimmen", verspricht er. "Ein erfreulicher Zustand", sagte Nikolaus Haeusgen (CSU) in der jüngsten BA-Sitzung zur Rückendeckung aus dem Rathaus. Kein Wunder, kommen die Bürgervertreter auf diese Weise ihrem Wunsch, dass öffentlich zugänglich wird, was öffentlich ist, doch ein bedeutendes Stück näher.

Was der Pumuckl - immerhin stolzer Klabautermann und Schiffsreisender auf allen "dreiundzwölfzig" Weltmeeren - zum versuchten Piratenstreich am Stammbiergarten seines Meisters Eder sagen würde, ist natürlich der Fantasie überlassen. Bei aller Anarchie hatte er aber immer einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

© SZ vom 13.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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