Haidhausen:Neue Adresse für Rollkoffer

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Moderner Nachbar: Das Hotel (re.) neben dem Wohnhaus. Simulation: BW Architekten (Foto: N/A)

Die Stadtgestaltungskommission diskutiert Pläne für ein weiteres Hotel an der Hochstraße - und verlangt Änderungen

Von Alfred Dürr, Haidhausen

An Hotelbetten mangelt es in dieser Gegend nicht: Im Umkreis von wenigen hundert Metern befinden sich an der Hochstraße der mächtige Gebäuderiegel des Holiday Inn, außerdem das Novotel und das Hotel Prinz. Seit Jahren liegen Entwürfe für einen weiteren Beherbergungsbetrieb mit 67 Zimmern und einer Tiefgarage in dieser Gegend vor - an der Hochstraße 9, unmittelbar neben einem denkmalgeschützten Wohnhaus. Der Bezirksausschuss kritisierte das Vorhaben von Anfang an. Die Stadtgestaltungskommission stimmte jetzt zwar grundsätzlich zu, verlangt aber Änderungen im Detail.

Eines der Nachbargebäude des geplanten Hotel-Neubaus ist ein Mietshaus mit Erker, das um 1900 entstanden ist; es gilt als hochwertiges Baudenkmal. Ebenfalls benachbart ist ein Hotel aus jüngerer Zeit. Dazwischen befindet sich ein zweigeschossiges Gebäude mit Rundbogenfenstern im ersten Stock, angelehnt an den Biedermeier-Stil. Es ist kein Denkmal, steht schon seit längerer Zeit leer und soll nun zugunsten des Neubaus abgebrochen werden. Im städtischen Planungsreferat und bei den Denkmalschützern gibt es Bedenken gegen das neue Hotel. Diskutiert wird, ob es mit einer Fassade aus Stahl und großen Glasflächen sowie dem markanten Dachaufbau überhaupt in den Kontext der Straße passt.

Die Fassade sei problematisch, lautet der Haupteinwand in der Stadtgestaltungskommission, auf die angrenzenden Gebäude werde keine Rücksicht genommen. Nicht gut gelöst sei zum Beispiel auch die Erdgeschosszone mit dem Eingang zum Hotel, sagt der Planungssprecher der CSU-Fraktion, Walter Zöller.

Zum städtebaulichen Kontext gehört ein weiterer Aspekt: Gegenüber dem geplanten Neubau soll das Sudetendeutsche Museum entstehen. Für die Betrachter aus der Innenstadt ergibt sich damit eine neue Silhouette an der Hochstraße. Auch diese Sichtachse spielt bei der Beurteilung des Hotelprojektes und seiner geplanten großen Gaube eine Rolle.

"Ich bin sprachlos", sagte die Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Au-Haidhausen, Adelheid Dietz-Will (SPD); vor allem das "enorme Guckauge auf dem Dach" wirke brutal. Grundsätzlich verlangt der BA, an der Hochstraße Wohnungen zu errichten, denn diese seien besonders in diesem Bereich Mangelware. Dietz-Will: "Da laufen dann doch nur noch Menschen mit Rollkoffern herum."

Stadtrat Herbert Danner (Grüne) gefällt die gesamte Architektur des Hotel-Neubaus nicht; er war dann auch der Einzige in der Stadtgestaltungskommission, der gegen das Projekt stimmte. Die anderen Mitglieder, die den Stadtrat in strittigen Baufragen beraten, haben im Grundsatz nichts gegen das Bauvorhaben. Allerdings sollten die Ausgestaltung des Erdgeschosses, die Details der Fassade und die Form der Dachgaube überarbeitet werden. Das Münchner Büro Becherer Willfurth Architekten muss die Änderungen dann erneut der Stadtgestaltungskommission zur Begutachtung vorlegen.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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