Haidhausen:Klinikum zieht Antrag zurück

Lesezeit: 2 min

Steine des Anstoßes: Vorerst dürfen die zwei Häuser an der Trogerstraße stehen bleiben. Längerfristig aber will das Klinikum den Campus ausbauen. (Foto: Florian Peljak)

Spätklassizistische Häuser an der Trogerstraße 12 und 14 werden vorerst nicht abgerissen

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Die beiden spätklassizistischen Häuser an der Trogerstraße 12 und 14, die einem Neubau des Klinikums rechts der Isar weichen sollten, bleiben vorerst stehen. Das Klinikum zog den entsprechenden Antrag auf Vorbescheid beim Planungsreferat zurück. Dieser sollte klären, ob die Häuser trotz Denkmalschutz abgerissen werden können. Eine Reaktion auf die Kritik aus dem Haidhauser Bezirksausschuss (BA), der an der Notwendigkeit des Abrisses zweifelte. Für die weitere Planung verspricht Bernhard Hemmer, Leiter der Abteilung für Neurologie am Rechts der Isar, den Stadtteilpolitikern Dialogbereitschaft. "Wir wollen nichts gegen sie machen", sagt er bei einem Besuch im BA. Allerdings macht er auch deutlich, dass der Ausbau des Haidhauser Campus wohl kommen wird.

Das Klinikum rechts der Isar plant an der Trogerstraße ein Zentrum für die Erforschung und Behandlung der Nervenkrankheit Multiple Sklerose (MS). 25 Millionen Euro hat die Technische Universität München dafür zur Verfügung. Es soll ein "transnationales Forschungszentrum" entstehen, "was es so in Europa derzeit nicht gibt", sagt Hemmer. Die meisten Betroffenen erkranken im Alter zwischen 20 und 30 Jahren - anschließend "begleitet die Krankheit den Patienten ein Leben lang." Gerade im späten Stadium fehlen allerdings derzeit die richtigen Medikamente. Die Forscher, die in dem Neubau arbeiten werden, sollen das ändern.

Das Klinikum behandelt jährlich mehr als 1000 Patienten, die an MS erkrankt sind, Tendenz steigend. Diese Entwicklung ist ein Grund, warum die BA-Mitglieder stets betonen, dass sie prinzipiell "alle dafür" sind, wie der Denkmalschutzbeauftragte Nikolaus Haeusgen (CSU) noch einmal hervorhebt. Doch die Fragen des Denkmalschutzes hätten eben zu Bedenken geführt, ob der vorgesehene Standort optimal ist. Das neue MS-Zentrum in unmittelbarer Nähe der Innenstadt zu bauen, ist allerdings eine bewusste Entscheidung des Klinikums. Nicht nur aus rein praktischen Gründen, wie der unkomplizierten Anreise der Patienten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Standort soll auch ein Symbol dafür sein, die Betroffenen aktiver in das Stadtleben zu integrieren. "Wir wollen, dass MS in der Gesellschaft ein Thema wird", sagt Hemmer. Das wünscht sich auch der Autor Maximilian Dorner, der selbst an MS erkrankt ist. "Die Krankheit muss aus der Unsichtbarkeit herausgeholt werden", sagt Dorner. Viele Patienten würden darunter leiden, dass MS in der Öffentlichkeit keinen Raum habe, berichtet er. Ein Forschungszentrum mitten in der Stadt ist für ihn ein zentraler, erster Schritt, um der "Sprachlosigkeit" zu entkommen.

Neben den denkmalgeschützten Häusern interessieren den BA vor allem die Tierversuche an Mäusen und Zebrafischen, die in dem MS-Zentrum geplant sind. Um Fortschritte in der Forschung zu erzielen, seien diese leider notwendig, sagt Hemmer. Aufgrund der dafür benötigten Infrastruktur sei es nicht möglich, diese Tierversuche in andere Gebäude auf dem Campus zu verlagern. Ursprünglich sollte das MS-Zentrum spätestens 2021 fertig sein. "Das mag sich jetzt ändern", sagt Hemmer. Es scheint, als wolle das Klinikum dem versprochenen Dialog ausreichend Zeit geben.

© SZ vom 30.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: