Haidhausen:Heimlich unglücklich

Ein weißer Bildschirm, dann tauchen Worte in schwarzer Handschrift auf, immer nur eines, sie lösen sich ab, bilden eine Kette und formieren so einen Satz: "Wenn sie sagt sie sei unheimlich glücklich heißt es dass sie heimlich unglücklich ist weil sie kein Heim hat." So beginnt Cana Bilir-Meiers Film-Collage über Semra Ertan. Die junge Türkin war 1972 mit ihren Eltern, Arbeitsmigranten, nach Deutschland gekommen. In ihren Gedichten beschreibt sie ihr Leid an der Situation, am alltäglichen Fremdenhass, der sie 1982 im Alter von 25 Jahren dazu treiben wird, sich selbst in Brand zu setzen. "Unheimlich" überschreibt Cana Bilir-Meier ihre erste Einzelausstellung in ihrer Geburtsstadt München im Lothringer 13 (Florida-Raum), Lothringer Straße 13. Eine Referenz an Semra Ertan, ihre Tante, die vier Jahre vor ihrer Geburt diesen grausamen Tod starb. Cana Bilir-Meier, Filmemacherin, Künstlerin, Kuratorin, Pädagogin und Autorin, zeigt neben der Video-, Text-, und Soundcollage über ihre Tante Semra Ertan auch ältere und neuere Werke, in denen sich Recherche, Medienreflexivität und die Suche nach dem Poetischen verzahnen. Die Ausstellung läuft bis zum 6. August. An diesem Samstag ist die Schau im Florida-Raum von 12 bis 20 Uhr geöffnet, am Sonntag von 16 bis 20 Uhr.

© SZ vom 04.08.2017 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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