Haidhausen:Gemeinsam garteln

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Hausbewohner wollen den Garten pflegen - und dürfen nicht

Von Franziska Gerlach, Haidhausen

Es könnte so schön sein in dem kleinen Haidhauser Hinterhof. Ein leichter Sommerwind raschelt in den Bäumen, eine schwarze Katze schleicht durchs Gras. Doch Monika Naggls hat feuchte Augen. Sie habe in der letzten Zeit wenig Lust verspürt, etwas im Garten zu tun, sagt sie und fegt ein welkes Blatt vom Tisch: "Ich gebe auf."

Zu viel Kraft kostet sie der Kampf, den sie seit einem Jahr mit der GWG führt, wie sie sagt - wegen eines an sich simplen Wunsches. Die 64-jährige Bewohnerin will sich wieder selbst um ihren Garten kümmern dürfen, so wie es die Hausgemeinschaft in den vergangenen 25 Jahren getan hat. Und auch Susanne Theisen, eine andere Bewohnerin, ärgert sich darüber, dass "unser Wille nicht berücksichtigt wird". "Unverschämt" finde sie das. Vor einigen Jahren ging die Hausverwaltung von der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) an die städtische Wohnungsgesellschaft GWG über, die seit zwei Jahren eine Gartenbaufirma mit der Pflege beauftragt - laut GWG beläuft sich das "Basispaket für Gartenpflege" auf 131 Euro im Jahr. Rentnerin Naggl beziffert ihre Mehrkosten indes auf 20 Euro pro Monat. Und dass ein Vertrag mit einer Gartenbaufirma bestehe, habe man im Übrigen erst mit der Betriebskostenabrechnung erfahren, klagt sie. Es fehle an Transparenz.

Naggl müht sich mit ihrer Kritik an der Bürokratie eines großen Unternehmens ab. Die MGS habe seinerzeit etwa 2500 Wohnungen unterhalten, sagt GWG-Sprecher Michael Schmitt, da habe man einiges "auf dem kurzen Dienstweg" regeln können. Auch mündliche Absprachen seien da möglich gewesen, als es seinerzeit darum ging, die Stadtteilsanierung voranzutreiben. Die GWG hingegen verwaltet 28 000 Wohnungen, eine völlig andere Dimension. "Da ist es die Hauptaufgabe, die Wohnungen zu bewirtschaften und alle Mieter gleich zu behandeln", sagt Schmitt.

Gleichbehandlung - das Argument ist kaum zu schlagen. Für Monika Naggl aber ist der Auftrag für die Gartenbaufirma eine "Form von Enteignung", wie sie sagt, "ein Durchgriff von oben." Und eine ganze Weile versuchte sie, sich dem entgegenzustellen. Vor mehr als einem Jahr wandte sie sich im Namen der anderen Bewohner mit der Bitte an die GWG, den Garten wieder selbst bewirtschaften zu dürfen. Das Unkraut könne man selbst aus den Beeten zupfen, ebenso die Wegkanten freihalten. Die Geräte der beauftragten Gartenbaufirma seien überdies zu groß für die kleine Fläche, alle zwei Wochen den Rasen zu mähen, sei überflüssig. Einmal hätten die Arbeiter sogar Akeleien aus dem Boden gezogen, weil sie die Pflanzen für Unkraut gehalten hatten.

Inzwischen aber hat Monika Naggl die Betriebskostennachzahlung beglichen, ihrem Protest geht die Puste aus. Doch einen wenn auch kleinen Hoffnungsschimmer gibt es: Sofern möglich, versuche man auch auf Einzelwünsche einzugehen, heißt es bei der GWG.

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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