Haidhausen:Fehlende Kontrollinstanz

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Gefährliche Enge: Um die Rosenheimer Straße für Radfahrer sicherer zu machen, könnte im Herbst zunächst versuchsweise ein Tempo-30-Limit eingeführt werden. Der Stadtrat will noch im Juli darüber entscheiden. (Foto: Stephan Rumpf)

In einem einjährigen Testlauf soll die Einführung von Tempo 30 auf der Rosenheimer Straße erprobt werden. Der Bezirksausschuss stimmt zu, mahnt aber mehr Polizeipräsenz an, um die neue Regelung effektiv zu überwachen

Von Johannes Korsche, Haidhausen

Der Verkehrsversuch zur Einführung von Tempo 30 auf der Rosenheimer Straße zwischen Rosenheimer Platz und Orleansstraße findet die Zustimmung der Haidhauser Stadtteilpolitiker. "Bei manchen Punkten herrscht große Zustimmung, bei anderen muss nachgebessert werden", fasst Nina Reitz, SPD-Fraktionssprecherin im Haidhauser Bezirksausschuss, die Meinung zusammen. Damit der Pilotversuch auch funktioniere, müssten die neuen Vorschriften auf dem Abschnitt aber auch konsequent umgesetzt werden. Ähnlich sieht das der Umweltverband Verkehrsclub München (VCD). Die Planung "wird nach Auffassung des VCD der Thematik insgesamt gerecht".

Für ein Jahr soll die Höchstgeschwindigkeit auf dem für Radfahrer so gefährlichen Abschnitt der Rosenheimer Straße reduziert werden - auf 30 Stundenkilometer. Außerdem werden drei Kreuzungen "radverkehrsgerecht gemäß der aktuellen Richtlinien umgestaltet", teilt das Kreisverwaltungsreferat (KVR) mit. Zudem soll die Fahrbahnmarkierung angepasst und entlang der Straße sollen vier Dialogdisplays aufgestellt werden, die an die neue Höchstgeschwindigkeit erinnern. Begleitet wird der einjährige Versuch von Feinstaub-, Stickoxid- und Lärmmessungen.

Konkret plant das KVR, auf der jeweils rechten Spur weiße Fahrradsymbole aufzumalen. Zusätzlich verdeutlicht eine Tempo-30-Fahrbahnmarkierung pro Richtung die erlaubte Geschwindigkeit. Damit die Autofahrer einen Anreiz haben, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung zu halten, ist eine "Grüne Welle" für Tempo 30 geplant. Fest installierte Blitzeranlagen und zusätzliche Geschwindigkeitskontrollen von der Polizei sind nicht vorgesehen.

Zwar kommt der Verkehrsversuch - anders als die vorherigen Planungen - ohne größere Bauarbeiten aus; trotzdem wird an drei Kreuzungen gebaut. So soll stadteinwärts an der Orleansstraße der Radfahrstreifen 30 Meter über die Kreuzung hinaus verlängert und in Rot markiert werden. Dafür muss ein Baum weichen und der Gehweg in diesem Bereich enger werden. An der Kreuzung mit der Pariser Straße soll die markierte Fußgängerüberquerung näher zur Pariser Straße verschoben werden. Das KVR erhofft sich so mehr Sicherheit für querende Fußgänger. Zudem soll an der Kreuzung mit der Balanstraße der Radstreifen länger fortgeführt werden. Das hätte zur Folge, dass sich hier die Autospuren und ein Stellplatz verengen.

Um die Fahrbahnen auf Höhe der Balanstraße nicht übermäßig zu verschmälern, schlägt der Vorsitzende des Verkehrs-Unterausschusses, Ullrich Martini (Grüne), eine "Verengung der Mittelinsel" vor. So könne man an dieser Stelle dem Radweg ausreichend Platz verschaffen. Deutlich unzufriedener sind die Stadtteilpolitiker mit den Plänen an der Orleansstraße. "Die gefährliche Einfädelsituation ist nicht wirklich verbessert, sondern nur um 30 Meter verschoben worden", bemängeln die BA-Mitglieder einstimmig. Ihr Vorschlag: Statt zwei normalbreiten Spuren und einem zusätzlichen Radweg soll der Radweg zugunsten der rechten Autospur aufgelöst werden. Auf der nun überbreiten Spur, die sich nach der Kreuzung schnell wieder verengt, machen schräg nach links zeigende Pfeile darauf aufmerksam, dass Radfahrer einfädeln müssen. Zudem fordert der BA bereits an der Ampel vor der Kreuzung eine eigene Aufstellfläche für Radfahrer, die so für Autofahrer deutlich sichtbar wären.

Der größte Kritikpunkt für die Mitglieder ist allerdings das Ausbleiben von zusätzlicher Polizeipräsenz. Schon aktuell reiche die Frequenz der Geschwindigkeitskontrollen nicht aus - auch ohne Verkehrsversuch, heißt es in der Stellungnahme des BA: "Der nun anvisierte Verkehrsversuch steht und fällt mit der Durchsetzung der reduzierten zulässigen Höchstgeschwindigkeit." Verstärkte Kontrollen vor allem zu Beginn des Versuchs seinen daher für die Stadtteilpolitiker "unabdingbar", - auch um das verbotene Halten in zweiter Reihe einzudämmen, das ebenso "zum Scheitern des Projektes führen könnte".

Noch im Juli wird der Stadtrat über die Planungen entscheiden. Bei Zustimmung rechnet das KVR damit, dass von diesem Herbst an die Autos auf der Rosenheimer Straße 30 Stundenkilometer fahren.

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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