Wippe, Turnstange, Rutsche, Tischtennisplatten: Der Spielplatz auf der sonnigen Seite der Johanniskirche für Kinder im Schulalter ist gut bestückt. Doch der kleine Guido, der nebenan auf der Bolzfläche im Tor steht, hat ein anderes Lieblingsspiel: "Matsche-Patsche", sagt er mit strahlendem Gesicht. Das Wasser aus dem Hahn oder aus einer kleinen Pfütze mit Sand vermengen - was gibt es Schöneres? Seine Spielgefährten aus der Vorschulgruppe der Flurschule haben einen Kanal in den Sand gegraben, bauen Dämme, fluten kleine Stauseen. Sie sind glücklich.
Die Stadt könnte sich also zurücklehnen und alles beim Alten lassen. Doch mit den Augen eines Erwachsenen betrachtet, sind die Geräte auf diesem Platz ebenso wie auf dem für die Kleinkinder auf der anderen Seite der Kirche in die Jahre gekommen, könnte eine Aufwertung dieser beiden zentralen Spielflächen im Herzen des Stadtteils nicht schaden. Zumal der Nutzungsdruck enorm ist: Nicht nur Familien pilgern zum Johannisplatz, sondern ganze Schulklassen, Hort- und Krippengruppen. Während der Renovierungszeit der Schule diente der Platz gar regelmäßig mit Einverständnis des Bezirksausschusses als Ausweich-Pausenhof, der BA forderte im Gegenzug die Aufwertung dieser Kinderoase.
Beim ersten Termin standen die Größeren im Fokus. Rund 180 Mädchen und Buben machten sich erst einmal als freiwillige Spielplatzforscher an die Bestandsaufnahme. Und stimmten verständig zu, als die Profis vom Landschaftsarchitekturbüro grünhochvier, aus dem Baureferat und vom Verein Urbanes Wohnen erklärten, dass mitten zwischen Wohnhäusern nichts Lautes kommen darf und auch nichts Gefährliches, was Kinder nur unter Aufsicht nutzen könnten. Ihre Kreativität bremste das nicht. In kleinen Teams machten sie Modelle von ihrem Traum-Spielplatz mit Elementen wie Hockeyfläche, neuen Kletterlandschaften - aber auch viel Wasser zum Matschen. Da in den Planungsbüros nicht Platz für all diese Kunstwerke ist, wurden sie fotografiert und mit ausführlichen Beschreibungen versehen, damit kein Input verloren geht, wie Susanne Gast vom Baureferat erklärt.
Am Mittwoch war nun Beteiligung auf der umzäunten Kleinkinderspielfläche gefragt. Die kleinen Probanden, die ihre Wünsche noch nicht differenziert artikulieren können, zeigten ihre Vorlieben ganz handfest, indem sie zielsicher zu ihrem Lieblingswipptier oder der kleinen Rutsche gingen. Verbale Resonanz, die die Planer aufschreiben konnten, kam eher von den Erzieherinnen der Krabbel-, Krippen- und Spielgruppen. Viel Lob war dabei: Der Schatten, die kleinen Büsche, in denen die Kinder sich wie in einem Mini-Labyrinth verstecken können, die Überschaubarkeit der zentralen Sandkästen, all das wurde positiv vermerkt. Auf der Wunschliste standen mehr Büsche, ein Holzdeck für Picknick, eine Babyschaukel, weniger Zigarettenkippen, eine Wasserquelle zum Schiffchen-Fahrenlassen und eine "Pinkelecke".
Landschaftsarchitekt Johannes Niehoff bezeichnet die Summe der Ideen als "echt wichtig für meine Arbeit", das Ganze sei weit mehr als eine Alibi-Veranstaltung. Er habe im Kostenrahmen freie Hand und müsse sich nicht an einen vorgegebenen Kinderspielplatz-Möblierungskatalog halten, versichert er. Doch nach der Auswertung kommt die Planung, dann der Stadtrat, fertig wird man erst 2018 oder 2019 sein. Die kleinen Planer nahmen dies laut Susanne Gast aber gelassen.