Haidhausen:Der Quader-Krieg

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Stein des Anstoßes: einer der Betonklötze in der Preysingstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

In Haidhausen tobt ein skurriler Streit um große Betonklötze, die in der Preysingstraße den Verkehr beruhigen sollen

Von Renate Winkler-Schlang, Haidhausen

Die Beton-Quader, die die Stadt im östlichen, gepflasterten Teil der Preysingstraße probeweise zur Verkehrsberuhigung den Autos in den Weg gewuchtet hat, sind Geschmacksache. Manche freuen sich, dass der Verkehr endlich ausgebremst wird und haben die steinernen Barrieren eigens verschönt mit "Spielstraße!"-Aufklebern oder lachenden Figuren. Rosmarinstöcke und anderes Grün oben drauf, gekrönt von dreieckigen Wimpeln, werben freundlich um Akzeptanz. Doch manch anderer findet die Dinger hässlich und schikanös; es wird kolportiert, dass sich das "Kinderwagen-Geschwader" durchgesetzt habe. Des Nachts werden die Quader oftmals beiseite geschoben. Dann kommen frühmorgens irgendwelche Heinzelmännchen, ob städtische oder private, und befördern sie postwendend wieder zurück an ihre Plätze. Damit die Verkehrsberuhigungswürfel dann an der rechten Stelle landen, haben deren Freunde kleine Markierungen auf den Asphalt gemalt - mehrfarbig, gestrichelt, getüpfelt. Naive Street-Art quasi.

Für den Bezirksausschuss Au-Haidhausen, bei dem die Quader-Gegner Hilfe suchten, ist es trotz der skurrilen Situation aber ein ernstes Thema. Dieter Rippel, Vorsitzender des Vereins Freunde Haidhausens, bangt etwa um den Vorgarten des Uebl-acker-Häusls, in dem die schweren Brocken immer wieder landen. Zudem hätte er Granit, anderen Naturstein oder Blumentröge schöner gefunden. Ein anderer Bürger zählte dem Bezirksausschuss die Nachteile der Betonelemente auf - sie seien zu klein und würden deshalb beim Rangieren oftmals übersehen. Im Übrigen kämen zwei Autos nicht mehr aneinander vorbei. Und überhaupt: Was sei denn mit der Müllabfuhr und den Eltern, die ihre Kinder zum Edith-Stein-Gymnasium bringen? Der Bezirksausschuss solle sich das Chaos mal an Ort und Stelle anschauen - "aber nicht in den Ferien, sondern bei Schulbeginn gleich morgens um 7.30 Uhr". Aber auch aus dem Gremium kamen kritische Stimmen: "Nicht im Sinne des Erfinders", hieß es beispielsweise.

Doch SPD-Sprecherin Nina Reitz erinnerte daran, dass die Verkehrsberuhigungs-Probephase mit mobilen Elementen "der kleinste gemeinsame Nenner" in einem langen Prozess der Einigung mit den Anliegern und der nicht immer kompromissbereiten katholischen Stiftungsfachhochschule gewesen sei: "Es ist ein Versuch." Andere Ideen wie eine Einbahnregelung oder eine reine Fußgängerzone hätten keine Chance gehabt. Dass irgendetwas geschehen müsse, darauf hätten viele Anwohner gedrungen.

Einstimmig beschloss das Gremium, die Probephase nicht gleich abzubrechen. Allerdings wäre es wohl besser, Blumenkübel aufzustellen oder die Quader fest im Boden zu verankern. Markierungen sind ja schon da.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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