Grünwald:Hinterm Ofen

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Nacht der Architektur stößt in Grünwald auf ausgesprochen wenig Resonanz

Von Claudia Wessel, Grünwald

Minus zehn Grad zeigt das Thermometer, als vier tapfere Personen unter Leitung von Helga Fendl-Zeyer zur Nachtwanderung aufbrechen. Dabei sind die Grünwalder Anja und David Günther und ein Ehepaar aus Denning, er ist von Beruf Förster, sie Landschaftsarchitektin. Zwei weitere Personen geben nach 50 Metern auf, da es wirklich tiefschwarze Nacht ist und man nicht einmal ein paar Meter vor sich sieht und unvermittelt über Schneehaufen stolpern kann.

Genau sechs Besucher kamen am Freitagabend anlässlich der "Langen Nacht der Architektur" in München ins Walderlebniszentrum Grünwald, das an diesem Abend seinen Holzpavillon vorstellen wollte. Den Besuchern wurde ein "abenteuerlicher" Aufenthalt im verschneiten Grünwalder Forst versprochen, was allerdings angesichts der Temperaturen nicht viele Menschen hinter dem Ofen hervorlockte. Hätte es einen Shuttle-Service dorthin gegeben, hätte dies vielleicht anders ausgesehen.

Doch ohnehin gab es an dem Abend einige unerwartete Entwicklungen. So waren sowohl Josef Würzburger, Leitender Förster im Walderlebniszentrum, als auch Andreas Kagerbauer, Architekt des Holzpavillons, der diesen vorstellen wollte, erkrankt. Übrig blieb Max Zitzelsberger, freier Architekt aus der Nähe von Regensburg. Er referierte über Holzbauweisen und stellte unter anderem das Hühnerhaus vor, mit dem er einen Preis gewonnen hatte.

Auch Thomas Immler, Förster vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, der mit seiner Kollegin Helga Fendl-Zeyer für die Erkrankten eingesprungen war, gab den Besuchern Wissenswertes mit auf den Weg. So hatte er die Stammscheibe einer Eiche in den - übrigens vom Holzofen angenehm erwärmten - Pavillon geholt und ließ die Besucher das Alter der 300 Jahre alten Eiche schätzen. Der stolze Baum war einst am Walderlebniszentrum gestanden und musste gefällt werden, weil er nicht mehr standfest war. Doch für jeden gefällten Baum würden neue gepflanzt, betonte Thomas Immler das Nachhaltigkeitsprinzip, das auch beim Entstehen der besagten Eiche 1717 schon gegolten habe. Schon 1713 habe ein Fachmann ein Buch geschrieben mit dem Lehrsatz: "Nur so viel Holz aus dem Wald nehmen wie nachwächst." Die sechs Besucher gingen also mit jeder Menge Wissen und gestärkt von einem Rehgulasch auf die Nachtwanderung. Oder lieber doch gleich nach Hause.

© SZ vom 23.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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