Grüne fordern Veggie Day:Münchner Kantinen wollen nicht auf Fleisch verzichten

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Viel Betrieb: In der Uni-Mensa an der Leopoldstraße will man nicht auf Fleisch verzichten. (Foto: Andrea Lindner)

Obst und Gemüse statt deftigem bayrischen Mittagessen: An einem Tag in der Woche sollen Kantinen fleischfrei kochen, fordern die Grünen. Betreiber und Gäste in München wollen sich allerdings nicht vorschreiben lassen, was sie essen.

Von Andrea Lindner und Martin Moser

Die Grünen wollen nach der Bundestagswahl einen fleischlosen Tag in Kantinen einführen. Am sogenannten Veggie Day soll dort ausschließlich vegetarisch oder vegan gekocht werden. Einmal pro Woche also geschmorter Tofu statt Schweinebraten? In München sind viele Gäste und die Betreiber der Kantinen nicht überzeugt.

Thomas Kisters versorgt mit seinem Catering Service Leonardi acht Münchner Kantinen: gut 2,1 Tonnen Fleisch und 7,5 Tonnen frisches Obst und Gemüse pro Woche. Den Fleischverbrauch mit einem vegetarischen Tag zu reduzieren, funktioniere nicht, meint Kisters. "Sie können den Gast nicht darin beschneiden, was er essen will." Man müsse stattdessen den Gästen jeden Tag viel Obst und Gemüse anbieten, damit die von sich aus weniger Fleisch essen.

Ein Deutscher isst im Jahr gut 60 Kilogramm Fleisch. Der Anteil der Vegetarier hat sich in den vergangenen 20 Jahren jedoch verzehnfacht. Heute sollen nach Schätzungen des Vegetarierbundes Deutschland (Vebu) gut sieben Millionen Bundesbürger auf Fleisch verzichten. Etwa 800.000 leben sogar vegan.

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Dennoch glaubt Julia Eggs vom Studentenwerk München, dass viele ihrer Gäste gegen einen vegetarischen Tag sind: "Unsere Studenten würden auf die Barrikaden gehen. Einige wollen einfach ihr Fleisch." Das Studentenwerk München betreibt 33 Mensen und Cafeterien, verarbeitet dabei 4600 Kilogramm Fleisch pro Woche. Jährlich gehen mehr als vier Millionen Essen über die Theke. Darunter sind bereits viele vegetarische und vegane Gerichte - ganz ohne Veggie Day.

An einem Tag komplett auf Fleisch zu verzichten, hält auch Alfons Schneider von der Kantine im Rathaus für keine gute Idee. Er befürchtet wirtschaftliche Einbußen: "Ich könnte es mir nie erlauben einen solchen Tag einzuführen." Vegetarische Gerichte hat Schneider zwar schon länger auf seinem Speiseplan. Viele Gäste, vor allem Touristen, kommen aber zu ihm, um eine bayerische Wurst zu essen. "Diese Gäste würden dann einfach in ein Restaurant gehen."

Auch für viele Kantinengäste ist ein fleischloser Tag unvorstellbar: "Ich brauche keine Vorschrift für meinen Fleischkonsum", meint etwa ein Gast in der Rathauskantine. "Ich möchte Fleisch essen, wann und wo ich möchte", sagt ein anderer Gast, der gerade einen Schweinebraten mit Kartoffelsalat vor sich auf dem Teller liegen hat. Er bestätigt die Befürchtung des Kantinenbetreibers Schneider. An einem Veggie Day in der Kantine würde er sich ein Restaurant suchen, das Fleisch anbietet.

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