Gründungsgeschichte:Landtag droht dem Jagdmuseum mit Zuschusskürzung

Das Jagdmuseum wurde 1938 vom Münchner NS-Stadtrat Christian Weber gegründet. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Schon lange wird kritisiert, dass das Jagdmuseum seine Gründungsgeschichte in der Nazi-Zeit zu wenig aufarbeite.
  • Auf Initiative der SPD hat der entsprechende Ausschuss einen Berichtsantrag angenommen, dass die Staatsregierung auf mehr Aufarbeitung pochen soll.
  • Andernfalls stehe die Vergabe von Zuschüssen auf dem Spiel.

Der Landtag erhöht den Druck auf das Jagdmuseum in der Münchner Fußgängerzone, sich endlich offensiv seiner Gründungsgeschichte in der Nazi-Zeit zu stellen. Der SPD-Abgeordnete Georg Rosenthal wirft dem Museum vor, nach wie vor zu leichtfertig mit der eigenen Vergangenheit umzugehen. Rosenthals Kritik zielt vor allem auf den Museumschef und CSU-Stadtrat Manuel Pretzl sowie den Jägerpräsidenten Jürgen Vocke.

Nach Rosenthals Überzeugung engagieren sie sich zu wenig für die Aufarbeitung der Museumsgeschichte. Sollte sich das nicht ändern, will der SPD-Politiker der Einrichtung die Förderung streichen. "Falls sich das Museum nicht intensiver und selbstkritischer mit seinen Verwicklungen in das Terrorregime des Nationalsozialismus befasst, muss über die staatlichen Zuschüsse gesprochen werden", sagt Rosenthal.

Das Jagdmuseum und seine Gründungsgeschichte in der Nazi-Zeit sind seit Jahren ein Reizthema höchsten Ranges. Der Landtag, aber auch der renommierte Historiker Hans Günther Hockerts halten die Auseinandersetzung der Museumsverantwortlichen damit für viel zu nachlässig.

Zwar hat das Jagdmuseum jüngst eine Broschüre und eine Dokumentation vorgelegt, in der auch auf seine Vorgeschichte und Gründung 1938 durch den Münchner NS-Stadtrat Christian Weber eingegangen wird. Aber Rosenthal und andere Politiker sowie Hockerts nennen die Darstellungen eine "Weichzeichnung". Die SPD verlangt, dass sich die Staatsregierung nicht damit zufriedengeben darf. Der Kunstausschuss des Landtags nahm am Mittwoch einen entsprechenden Berichtsantrag einstimmig an - also mit den Stimmen der CSU.

© SZ vom 09.06.2016 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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München
:Jagdmuseum arbeitet NS-Vergangenheit auf - Kritikern geht das nicht weit genug

Es fehle eine kritischen Einordnung, findet der Zeithistoriker Hans Günter Hockerts. Etwa wenn es um den Gründer des Museums geht.

Von Christian Sebald

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