Süddeutsche Zeitung

Gründungsgeschichte:Landtag droht dem Jagdmuseum mit Zuschusskürzung

Der Landtag erhöht den Druck auf das Jagdmuseum in der Münchner Fußgängerzone, sich endlich offensiv seiner Gründungsgeschichte in der Nazi-Zeit zu stellen. Der SPD-Abgeordnete Georg Rosenthal wirft dem Museum vor, nach wie vor zu leichtfertig mit der eigenen Vergangenheit umzugehen. Rosenthals Kritik zielt vor allem auf den Museumschef und CSU-Stadtrat Manuel Pretzl sowie den Jägerpräsidenten Jürgen Vocke.

Nach Rosenthals Überzeugung engagieren sie sich zu wenig für die Aufarbeitung der Museumsgeschichte. Sollte sich das nicht ändern, will der SPD-Politiker der Einrichtung die Förderung streichen. "Falls sich das Museum nicht intensiver und selbstkritischer mit seinen Verwicklungen in das Terrorregime des Nationalsozialismus befasst, muss über die staatlichen Zuschüsse gesprochen werden", sagt Rosenthal.

Das Jagdmuseum und seine Gründungsgeschichte in der Nazi-Zeit sind seit Jahren ein Reizthema höchsten Ranges. Der Landtag, aber auch der renommierte Historiker Hans Günther Hockerts halten die Auseinandersetzung der Museumsverantwortlichen damit für viel zu nachlässig.

Zwar hat das Jagdmuseum jüngst eine Broschüre und eine Dokumentation vorgelegt, in der auch auf seine Vorgeschichte und Gründung 1938 durch den Münchner NS-Stadtrat Christian Weber eingegangen wird. Aber Rosenthal und andere Politiker sowie Hockerts nennen die Darstellungen eine "Weichzeichnung". Die SPD verlangt, dass sich die Staatsregierung nicht damit zufriedengeben darf. Der Kunstausschuss des Landtags nahm am Mittwoch einen entsprechenden Berichtsantrag einstimmig an - also mit den Stimmen der CSU.

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SZ vom 09.06.2016 / cws
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