Großhadern:Vom Häubchenfalten

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Pflege in Aktion: Nicola Wissing (rechts) und Julia Hofbauer - beide im zweiten Ausbildungsjahr - üben mit Modell-Puppen, wie Babys richtig gehalten und versorgt werden. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Krankenpflege-Fachschule feiert das 50-jährige Bestehen

Von Hannah Schuster, Großhadern

Drei junge Frauen in Gymnastikanzügen halten jeweils einen Reifen in beiden Händen und beugen sich leicht nach links. Am Donnerstag, Jahrzehnte nach dem Entstehen dieses Fotos, sitzen im selben Raum von damals die Gäste der Jubiläumsfeier anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Staatlichen Berufsfachschule für Krankenpflege. Unter ihnen auch eine Schülerin der ersten Klasse von 1967: Sie erzählt von der Anfangszeit der Schule, als das Klinikum Großhadern eine Baustelle war, die Krankenpflegeschüler Kurse im Häubchenfalten bekamen und eben auch Gymnastikstunden erhielten.

Dass der Unterricht inzwischen anders aussieht, haben Schüler am Donnerstag am Tag der offenen Tür gezeigt. Dafür wurden im Schulgebäude Szenen aus dem Pflegealltag nachgestellt. In Raum 50 zum Beispiel hängt der Duft von Desinfektionsmitteln in der Luft. Die Besucher lernen dort, Infusionen zu setzen. Sorgfältig zieht ein Mädchen mit einer Spritze blaue Flüssigkeit aus einer Flasche. Eine Tür weiter demonstriert eine Schülerin die Versorgung von Operationswunden an einer Übungspuppe. Trotz der vielen Interessierten gibt es in den Pflegeberufen einen Fachkräftemangel. "Prekär" nennt einer der Schüler die Situation.

Auch Pflegewissenschaftler Heiner Friesacher kritisiert in seiner Festrede den Umgang mit den Pflegekräften. "Was ist Euch gute Pflege wert?" Diese Frage bekomme er häufig von ausländischen Kollegen gestellt. Er hebt die Wichtigkeit, aber auch die Ansprüche des Pflegeberufs hervor; menschliche Kompetenzen, die in der Diskussion oft als unwichtig abgetan würden. Friesacher plädiert auch für eine Professionalisierung des Pflegeberufs, wie es in den meisten anderen Ländern bereits Standard ist.

Die Großhaderner Krankenpflegeschule bietet beispielsweise seit 2013 den Studiengang "Pflege Dual" an, den man sowohl mit einem beruflichen, als auch mit einem akademischen Abschluss beendet. In den vergangenen 50 Jahren haben 2500 Absolventen die Schule verlassen. Und auch in den kommenden Jahren hofft Schulleiterin Edeltraud Nemitz-Schumacher, "junge Menschen für diesen schönen Beruf unter schwierigen Rahmenbedingungen zu gewinnen".

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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