Gräfelfing:Wütender Abgang

Lesezeit: 2 min

Streit im Gemeinderat um Ausbau des Kurt-Huber-Gymnasiums

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Wie groß das Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasium (KHG) künftig werden soll, ist eine Grundsatzfrage: sollen weiterhin Schüler aus München in großer Zahl das beliebte Gymnasium im Vorort besuchen? Oder will man das Wachstum bremsen und künftig so manchem externen Schüler eine Absage erteilen? Die Frage ist so brisant, dass die blanke Wut an ihr entbrennen kann - zumindest bei Schulleiter Hendrik Rehn. Ihm platzte förmlich der Kragen in der Gemeinderatssitzung am Dienstag, als die Fraktionen darüber abstimmen sollten, ob es künftig fünf Klassen pro Jahrgang geben soll oder sechs. Als "bodenlose Unverschämtheit" betitelte Rehn die Vorgehensweise des Rathauses, eine Abstimmung herbeizuführen, ohne die Schule einzubeziehen. Ein runder Tisch war vor der Sitzung kurzfristig abgesagt und auf nächste Woche verschoben worden. Die Gemeinderäte sprachen sich in der emotional aufgeladenen Sitzung schließlich dafür aus, die Entscheidung erst Ende Juli zu treffen.

"Ich habe mich daneben benommen", sagt Rehn danach zur SZ. Als Zuhörer hatte er kein Rederecht, deshalb sei ihm nur der wütende Abgang geblieben, um seinem Unmut Luft zu machen. Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) gab danach den Gemeinderäten den Grund für die kurzfristige Absage des runden Tisches bekannt: sie wollte dem Treffen mehr Zeit einräumen und einen Extratermin dafür ansetzen. Wüst machte klar, dass die Schulgröße eine politische Entscheidung ist und allein in der Hand der Gemeinde liegt, die den unstrittig dringend nötigen Ausbau bezahlt. Nicht zuletzt war es ihr wichtig, dass die Gemeinderäte zuerst die aktuellen Schülerzahlen und die Kosten vorgelegt bekommen, bevor sie das "Wunschkonzert" von Schulleiter Rehn am runden Tisch hören, sagte sie zur SZ.

Aktuell besuchen 1043 Schüler das KHG, 2010 waren es noch 861. Fast die Hälfte der Schüler kommt aus anderen Gemeinden und aus München - allein 210 aus der Landeshauptstadt. Der Tenor im Gemeinderat war am Dienstag ganz klar für eine kleinere Variante von Schule. Brigitte Braun (CSU) stellte fest, dass die Schule mehr externe Schüler aufnehme als Gräfelfinger Schüler in andere Gemeinden pilgerten. "Es ist nicht nachzuvollziehen, warum wir uns um andere kümmern sollen."

Ein Argument für eine fünfzügige Schule sind Baukosten. Ein Umbau soll für rund 6,8 Millionen Euro möglich sein, werden zusätzliche Wünsche des KHG berücksichtigt, sind es 12,1 Millionen Euro. Wird die Schule jedoch sechszügig, muss ein neues Gebäude entstehen. Dann sind Beträge von 11,4 oder 16,7 Millionen Euro zu stemmen. Derzeit ist das KHG in der 5. und 6. Klasse sechszügig, in der 8. sogar siebenzügig. "Der Bedarf ist einfach da", sagte Rehn. Er plädiert für die Sechszügigkeit, weil sie mehr Raum für pädagogische Arbeit gewährleistet.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: