Gräfelfing:Ruhiger Abend

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Nur ein Plan: Der neue Jahnplatz lässt auf sich warten. Simulation: Molenaar Architekten (Foto: N/A)

Bei der Bürgerversammlung in Gräfelfing geht es vor allem um Verkehrsprobleme

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Das Interesse war groß wie selten, fast 250 Gräfelfinger sind am Donnerstag zur Bürgerversammlung gekommen. Mit Kritik hielten sie sich zurück - es gab gerade mal eine Handvoll Anfragen aus dem Publikum. Keine betraf die Unterbringung von Flüchtlingen, eines der Themen, das die Bürgermeisterin im Vorfeld als zentral eingeschätzt hatte. Dies legt zwei Vermutungen nahe: Entweder sind die Bürger zufrieden mit der großen Linie im Rathaus, oder sie waren nach einem langen Rechenschaftsbericht zu erschöpft, um noch viel zu fragen.

Annähernd zwei Stunden dauerte der Bericht aus dem Rathaus, etwa eine Viertelstunde nahmen die Bürgeranfragen ein. Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) hatte sich vor allem für zwei Themen gewappnet: den Jahnplatz und die Flüchtlinge. Im Foyer des Bürgerhauses hatte sie die gerade fertiggestellten Pläne der Grünflächengestaltung des Jahnplatzes ausgehängt. In ihrer Ansprache räumte sie ein, dass der Platz ihre "Herzensangelegenheit" sei und sie einst versprochen habe, das Projekt anzuschieben. Bislang ohne Erfolg. Der private Bauherr hat die Baugrube auf dem Areal noch immer nicht gefüllt. Das Publikum ließ das Thema unkommentiert vorüberziehen.

Um Fragen zur Flüchtlingsunterbringung umfassend beantworten zu können, hatte die Bürgermeisterin die Leiterin des Sozialnetzes Würmtal-Insel, Friederike Hopfmüller, hinzugezogen. Sie kam nicht zum Einsatz. Dafür gab es immer wieder Applaus für das ehrenamtliche Engagement des Helferkreises Asyl und der Verwaltung für die Flüchtlinge. Die Bürger erfuhren, dass mit dem Bau der Flüchtlingsunterkünfte an der Großhaderner Straße, die 200 Plätze bieten, die Quote für 2015 erfüllt sei - nächstes Jahr müssten nochmal 150 Plätze geschaffen werden. Nach den Herbstferien werden alle Flüchtlingskinder in der Gemeinde in Kindergarten und Schule gehen.

Was die Gräfelfinger mehr umzutreiben scheint, sind Lärm und Verkehr. Joachim Bender vom Ortsverband der Grünen kritisierte, dass die Bürgermeisterin die Ergebnisse des Sicherheitsaudits des Kreisels an der Rottenbucher Straße bislang nicht öffentlich gemacht habe. Diese konterte, dass die Gemeinderäte informiert seien und das Papier die Grundlage für einen Abwägungsprozess im Rat bilde. Das Papier sei kein Gutachten. Angesprochen wurde auch der Lärm durch die Autobahn A 96. Wüst konnte wenig Hoffnung auf Änderung geben - aus Perspektive der Autobahndirektion sei Tempo 80 auf der Autobahn und Flüsterasphalt eine "tolle Ausstattung". Erst wenn die Autobahn vierspurig ausgebaut werden müsse, bestehe eine Chance, dass sich der Bund an den Kosten etwa einer Tunnelverlängerung für 100 Millionen Euro beteilige. Ferner wurde eine Verbesserung der Fahrradständer am Bahnhof gewünscht: überdacht, beleuchtet und sauberer sollten sie sein. Fast untergegangen ist an dem Abend eine beeindruckende Zahl: Gräfelfing hat ein Rekordniveau bei den Gewerbesteuereinnahmen zu vermelden. 54 Millionen Euro lautet der Kontostand bislang für 2015 - 22 Millionen Euro mehr als prognostiziert.

© SZ vom 31.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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