Gräfelfing:Nebel auf Station IV

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In der Gräfelfinger Wolfart Klinik proben Feuerwehren und Rettungsdienste für den Ernstfall

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Um kurz nach 16 Uhr am Donnerstagnachmittag wird ein Alarm in der Wolfart Klinik in Gräfelfing ausgelöst: Von einer Station wird starke Rauchentwicklung gemeldet. Wenige Minuten später erreicht der erste Rettungswagen mit Blaulicht das Krankenhaus, ein Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Gräfelfing folgt kurz darauf. Schnell ist klar, dass die Lage ernst ist: ein Großeinsatz. In der Klinik brennt es, Patienten müssen evakuiert werden. Feuerwehren aus Neuried, Planegg und Krailling werden angefordert, Schläuche ausgerollt, Drehleitern ausgefahren, Rettungswagen der Malteser fahren vor. Es wird ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet. In Minutenschnelle verwandelt sich die ruhige Wohnstraße, in der die Klinik liegt, in den Schauplatz einer riesigen Rettungsaktion.

Schmerzerfüllte Schreie: Rettungskräfte bringen einen verletzten Patienten aus der Wolfart Klinik in Gräfelfing. Freilich nur, um einen Katastropheneinsatz zu erproben. Der "Patient" ist ein Mitarbeiter der Malteser. (Foto: Florian Peljak)

Tatsächlich handelt es sich an diesem Donnerstagnachmittag nur um eine Simulation - glücklicherweise: Die Wolfart Klinik hat zusammen mit der Gräfelfinger Feuerwehr und dem Malteser Hilfsdienst die Katastrophenschutz-Übung organisiert. Ziel ist es, die Kommunikation über den neuen Digitalfunk zu erproben und die vor gut einem Jahr erlassene Richtlinie der Bayerischen Staatsregierung für solche Einsätze zu testen. Die Einsatzkräfte wussten im Vorfeld nicht, was sie erwartet, es gibt kein Regiebuch, sagt Johannes Edel von den Maltesern. "Massenanfall von Notfallpatienten und Betroffenen" heißt die zu bewältigende Aufgabe. Anlass für das Übungsszenario war der Brand in der Bochumer Universitätsklinik im Dezember 2016, bei dem zwei Menschen starben.

Die Feuerwehrler sind ebenfalls im Einsatz. (Foto: Florian Peljak)

In Station IV, in einem schwer zugänglichen Gebäudetrakt, wird der Ernstfall erprobt. Die Station wurde mit Disconebel verraucht, die Feuerwehrleute müssen sich mit Atemschutzmasken ausgestattet an der Wand entlangtasten, die Sicht ist extrem eingeschränkt. Im Treppenhaus wird ein Verletzter erstversorgt, über die Balkone und mit der Drehleiter werden andere Patienten in Tragetüchern gerettet. Im Foyer der Klinik nehmen Sanitäter die Patienten in Empfang. Den "Patienten" - viele Ehrenamtliche der Malteser - wurden mit Theaterschminke schwere Brandwunden an den Beinen und im Gesicht aufgetragen. Sie liegen am Boden, schreien schmerzerfüllt. Auch die Psychosoziale Notfallunterstützung des Bayerischen Roten Kreuzes ist vor Ort und probt den Umgang mit den Verletzten.

Um 19.30 ist laut Plan alles vorbei, die Patienten sind in Sicherheit, der Brand ist gelöscht. In den nächsten Wochen und Monaten geht es um die detaillierte Auswertung des Einsatzes, sagt Edel. Ob die Kommunikation gut lief, ob es genug Tragetücher gab, ob die Standorte für die Einsatzwagen optimal gewählt waren. Wenn nötig, wird nachgebessert, um gewappnet zu sein, sollte aus der Übung mal der Ernstfall werden.

© SZ vom 29.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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