Gräfelfing:Kaum gelandet, schon gestohlen

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Auf geht's: Mit vereinten Kräften ließen Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums am Montag ihren Wetterballon steigen. (Foto: Catherina Hess)

Am Montag haben Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums einen Wetterballon in die Stratosphäre steigen lassen. Drei Stunden später war er wieder da, aber ohne Kamera. Die Diebe wurden inzwischen in Stuttgart gefasst

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Mit so viel Dramatik bei der Ortung ihres Wetterballons haben die Schüler des Kurt-Huber-Gymnasiums (KHG) in Gräfelfing dann doch nicht gerechnet. Zwölf Schüler der Arbeitsgemeinschaft (AG) "Call of Science" haben am Montagmittag einen mit einer 360-Grad-Kamera und zwei GPS-Trackern ausgestatteten Wetterballon in die Stratosphäre geschickt, um Bilder von der Erde aufzunehmen. Drei Stunden später landete die Sonde wie geplant im Osten von München. Doch bis die Schüler dort eintrafen, um die Kamera samt erhoffter Bilder aufzusammeln, hatten Diebe bereits die gesamte Technikausstattung gestohlen. Noch in der Nacht konnte die Polizei die beiden 50 Jahre alten Täter in der Nähe von Stuttgart in einem Hotel fassen. Das Diebesgut konnten die Beamten dabei sicherstellen.

Seit März hatten die Schüler an ihrem Wetterballon-Projekt gearbeitet. Am Montagmittag befestigten sie die Kamera an einem Styroporkasten und diesen wiederum an einem mit Helium gefüllten Latexballon. In dem Kasten waren auch noch Akkus zur Stromversorgung der Kamera untergebracht sowie zwei GPS-Tracker, damit die Schüler ihre Technikausstattung nach der Landung orten konnten. Genau drei Stunden nach dem Start landete der Ballon um 17.15 Uhr im Osten von München, in einem Finsinger Industriegebiet beim Speichersee. Das entsprach der zuvor berechneten Flugroute. Wegen des Feierabend-Staus kamen die Schüler, die von einem Vater gefahren wurden, mit Verzögerung zum Landeplatz. Die Schüler fanden zwar die Sonde. Doch das gesamte technische Innenleben habe sich nicht mehr im Styroporkasten befunden, schilderte Nina Döhr, Lehrerin am KHG und Leiterin der Arbeitsgemeinschaft, die Situation. Die Nachricht auf dem Styroporkasten - die Schüler hatten mit schwarzem Edding-Stift notiert, dass es sich um ein Schülerprojekt handelt - hatte die Täter offenbar nicht davon abgehalten, die Technik zu entwenden.

Nina Döhr erstattete umgehend Anzeige bei der Planegger Polizei. Die GPS-Tracker leisteten beim Aufspüren nun wertvolle Dienste: Das Tracking-Signal habe sich bis zu einer Ortschaft hinter Stuttgart verfolgen lassen, sagte Döhr. Wie sich herausstellte, waren die beiden Diebe in einem Hotel untergekommen. Der "guten Arbeit" eines Planegger Beamten sei es zu verdanken, dass noch am selben Abend durch die Staatsanwaltschaft ein Durchsuchungsbefehl habe erlassen werden können, sagte Oliver Slomka von der Planegger Polizei. So konnten Polizeibeamte aus Baden-Württemberg um zwei Uhr morgens das Diebesgut in dem Hotel sicherstellen. Die Planegger Polizisten hatten die Kollegen um Amtshilfe gebeten. Bei den Tätern handelt es sich laut Slomka um zwei 50 Jahre alte Männer, die in einer Firma nahe dem Fundort der Sonde arbeiten.

Die Schüler werden ihre Kamera bald wiederhaben. Sie wird demnächst ins Würmtal verschickt. Oliver Slomka ist zuversichtlich, dass alles unversehrt ist: Die Technikausstattung habe sich in einer Tasche befunden. Die Schüler können also guter Hoffnung sein, dass die Bilder aus der Stratosphäre intakt sind. Die beiden Täter werden wegen Diebstahls angezeigt.

© SZ vom 18.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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