Gräfelfing:Die Mischung macht's

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Ein Bauprojekt in Gräfelfing sieht Wohnungen für Sozialhilfeempfänger und Einkommensschwache vor

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Von der Idee eines reinen Sozialwohnungsbaus an der Rottenbucher Straße in Gräfelfing hat sich ein Großteil der Gemeinderäte offenbar verabschiedet. Nun soll es eher ein Misch-Konzept werden: Sozialwohnungen, aber auch Wohnungen für Bürger mit geringem Einkommen. Eine endgültige Entscheidung soll Ende Februar im Gemeinderat fallen.

Rund sechs Millionen Euro an Baukosten fallen für die geplanten 25 neuen Wohnungen in der Rottenbucher Straße an. Sozialer Wohnungsbau wird finanziell gefördert - die Fördervariante hat Einfluss auf die Belegung der Wohnungen. Ursprünglich hatte die Gemeinde den Zuschuss von einer Million Euro vom Landkreis München für die 25 neuen Wohnungen im Auge. Dann würden in der Rottenbucher Straße reine Sozialwohnungen entstehen; das Landratsamt würde dann in Absprache mit der Gemeinde entscheiden, wer einzieht; das könnten dann auch Bürger aus anderen Landkreisgemeinden sein. Der Großteil der Gemeinderäte in der Sitzung des Hauptausschusses wünschte sich jedoch mehr Mitspracherecht. Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) sprach klare Worte: "Die Landratsamtsförderung ist mir zu eng gestrickt." Nur Peter Köstler (CSU) hielt an der Variante fest: "Ich stehe zu dem, was wir immer gesagt haben. Beim sozialen Wohnungsbau müssen wir dringend einen Schritt weiterkommen." Bei der Belegung habe es in der Vergangenheit bei anderen Sozialwohnungen nie Probleme mit dem Landratsamt gegeben. Außerdem gelte die Bindung an den sozialen Charakter der Wohnungen nur für 15 Jahre, danach sei die Gemeinde frei in ihrer Entscheidung.

Ein Großteil der Gemeinderäte favorisierte jedoch eine Mischvariante. Wüst sprach sich für eine Förderung nach Einkommensklassen aus, was einen Zuschuss von rund 425 000 Euro bedeuten würde. Dann entscheidet vorwiegend die Gemeinde über die Belegung, ein Teil der Wohnungen seien garantiert Sozialwohnungen, die das Landratsamt vergibt. Bei dem Modell könnten Senioren und Menschen mit Behinderung bevorzugt werden, heißt es. Zudem könnten auch Bürger mit niedrigen Einkommen zum Zuge kommen, zum Beispiel Kindergärtnerinnen oder Krankenschwestern. Die Mischung fand Petra Schaber (IGG) "charmant", die Gemeinde sei ihr "eigener Herr".

Alternativ käme auch ein reines kommunales Wohnungsbauprogramm in Frage. Der Zuschuss wäre am höchsten: zwischen 1,8 und 2,9 Millionen Euro. "Da bekommen wir bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten geschenkt", gab Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing Lochham) zu bedenken. Zudem habe die Gemeinde Gräfelfing volle Entscheidungsfreiheit, wer in die Wohnungen einzieht. Die Gemeindebau, das Wohnungsunternehmen der Gemeinde, das eigentlich derartige Projekte abwickelt und betreut, wäre dann außen vor. Die Gemeinde wäre dann selbst der Bauherr. Bei der Abstimmung fand dann aber keine der in Frage kommenden Fördervarianten eine Mehrheit.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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