Die Gräfelfinger sind der Straßenverkehrsordnung (StVo) weit voraus. Tatsächlich werden die Straßen in der Gemeinde nach modernster Ingenieurkunst so saniert und umgebaut, dass die Mitarbeiter der kommunalen Verkehrsüberwachung förmlich ins Schleudern kommen, wenn sie Strafzettel für Falschparker ausstellen. Grund für die Wirren ist der moderne Multifunktionsstreifen, der eine besondere Parkvariante ermöglicht.
Kleine Nebenstraßen in Gräfelfing, die wenig Durchgangsverkehr zu verzeichnen haben und in denen vor allem die Anlieger selbst unterwegs sind, werden in Gräfelfing alle nach demselben Prinzip saniert: die Straße wird asphaltiert, auf gleichem Höhenniveau schließt sich rechts und links ein Gehweg an. Er unterscheidet sich allein durch die unterschiedliche Pflasterung und nennt sich Multifunktionsstreifen. Autofahrer dürfen darauf parken, umgekehrt dürfen Fußgänger auch die Straße benutzen.
Für dieses Parken auf dem Gehweg haben viele Autofahrer in Gräfelfing schon einen Strafzettel kassiert. Nach umfassender Recherche bei den zuständigen Behörden stellte sich heraus, dass die Parkvariante in den modern sanierten Straßen zulässig ist, dies aber noch nicht in die Straßenverkehrsordnung eingeflossen sei, erklärte Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing, IGG) den Sachverhalt in der Sitzung des Gemeinderats. Sie riet Anliegern, lieber auf der Straße zu parken, so lange die Straßenverkehrsordnung noch nicht aktualisiert ist.
Diese Regelung können sich gleich noch mehr Anlieger in Gräfelfing merken. Denn die Gemeinderäte haben ein umfangreiches Straßensanierungsprogramm für das Jahr 2018 beschlossen. Rund fünf Millionen Euro will die Gemeinde in die Sanierung und den Ausbau von sieben Straßen in Gräfelfing und im Ortsteil Lochham investieren. Betroffen sind der Neurieder Weg, die Scharnitzer Straße, die Regerstraße, Teile der Alten Pasinger Straße, die Sudeten-, Lenbach- und Rudolfstraße.
Fraglich ist, ob alle Straßenbaumaßnahmen auch im laufenden Jahr umgesetzt werden können. Bürgermeisterin Uta Wüst äußerte ihre Zweifel, genug Baufirmen mit zeitlichen Kapazitäten zu finden. Vor allem der Ausbau des Neurieder Weges, die Verbindung zwischen Martinsried und Lochhamer Gewerbegebiet, ist mit einem großen Fragezeichen versehen. Die Gemeinde Gräfelfing verfügt noch immer nicht über alle für den Umbau erforderlichen Grundstücke.