Gräfelfing:Bürgermeisterin mahnt zur Kooperation

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Nach Protesten von Anwohnern gegen eine weitere Verdichtung Gräfelfings will Uta Wüst gemeinsame Lösungen erarbeiten

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Mit massivem Protest haben Anwohner der Gräfelfinger Heitmeiersiedlung nahe der Stadtgrenze zu Pasing ihre Bürgermeisterin bei einer Informationsveranstaltung Mitte Mai konfrontiert. Auslöser dafür war die in der Bauausschusssitzung vorgestellte Idee, am östlichen Siedlungsrand ein neues, großes Baugebiet auszuweisen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Der Aufruhr hält die Kommunalpolitiker jedoch nicht davon ab, die Pläne weiterzuverfolgen. Die Gemeinderäte sehen sich in der Pflicht, die Nachverdichtung voranzutreiben, um für ihre eigenen Bürger finanzierbare Wohnungen zu schaffen.

"Ich verstehe die Aufregung nicht", sagt Gemeinderat Florian Ernstberger (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham). Bislang sei nur über Möglichkeiten der Siedlungserweiterung nachgedacht worden. "Keiner sagt, wir bauen jetzt." Es sei richtig, dass sich die Gemeinde Gedanken mache, wo noch Wohnraum entstehen könne. Nicht nur der Acker östlich der Heitmeiersiedlung sei im Visier. Auch innerhalb Gräfelfings gebe es Flächen, die sich zur Nachverdichtung eignen. Gräfelfing benötige Wohnraum, vor allem wenn die Kinder der jetzigen Bewohner in der Gemeinde wohnen bleiben wollen, betont Ernstberger. "Wir können uns dem Thema nicht verschließen." Kommunen entwickelten sich weiter. Dies geschehe auch schon ohne Neubaupläne der Gemeinde, sagt Gemeinderätin Frauke Schwaiblmair (Grüne/Unabhängige).

In der Heitmeiersiedlung stehen noch viele kleine Häuser mit Spitzdach in großen Gärten. Zunehmend werden sie abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Die Grundstücke dürfen dabei wesentlich dichter bebaut werden als bisher. Schwaiblmair wünscht sich, den Protest in eine konstruktive Diskussion umzuwandeln. "Wir müssen Kompromisse finden."

Der Umfang der geplanten Bebauung wird im Zentrum künftiger Debatten stehen. Peter Köstler (CSU) hat dem Anwohnerprotest die Botschaft entnommen, dass die Bewohner nicht grundsätzlich gegen eine Bebauung sind, sondern vor allem die Massivität in der Kritik steht. Über das Ausmaß der Bebauung sind sich auch die Gemeinderäte nicht einig. So kann Köstler dem vorgestellten Konzept in seiner Maximalvariante - an die 900 neue Einwohner auf 37 Hektar Fläche - auch nicht zustimmen. Er sei grundsätzlich ein Befürworter von Wohnraumentwicklung, aber sie müsse maßvoll sein.

Schwieriger wird es bei künftigen Debatten sein, die Gräfelfinger SPD ins Boot zu holen. Sie geht offensiv auf Konfrontationskurs zur Rathaus-Politik. In Reaktion auf die Infoveranstaltung hat sie eine mit Ausrufezeichen gespickte Presseerklärung versandt. Darin kritisiert sie in scharfem Ton die "Gartenstadt-widrige" Planung der Gemeinde, den ihrer Auffassung nach ungehemmt praktizierten "Flächenfraß", sie spricht sich für eine Verdichtung innerhalb des Ortes aus und für einen strengen Schutz des Außenbereichs.

Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) hält unterdessen an ihrer Idee fest, gemeinsam mit den Bürgern eine Lösung zu erarbeiten. Ein Pappschild mit Protestkundgebungen hochzuhalten, wie es bei der Informationsveranstaltung geschehen ist, sei für sie keine Kooperation. Sie sei offen für Bürgervorschläge. Insbesondere, was die Verkehrssituation angehe. Denn die Zunahme des Autoverkehrs ist eine der größten Sorgen der Anwohner. Für die Kreuzung zur Autobahnauffahrt etwa muss laut der Bürgermeisterin eine bessere Lösung gefunden werden. Am Dienstag, 17. Juli, folgt eine weitere Veranstaltung zum Thema. Diese soll dann den Charakter eines Workshops haben.

© SZ vom 05.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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