Gräfelfing:Blick in die Zukunft

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Nach dem Auszug des Bayerischen Roten Kreuzes hat die Gemeinde Gräfelfing das Rudolf und Maria Gunst-Haus übergangsweise übernommen. Unter neuer Leitung soll nun das "Veränderungspotenzial" definiert werden

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Ein "guter Geist" soll das Alten- und Pflegeheim Rudolf und Maria Gunst-Haus im Gräfelfinger Ortsteil Lochham künftig auszeichnen und so wieder neue Bewohner anlocken. Ende vergangener Freitag, genau um Mitternacht, fand der Betreiberwechsel statt: Nachdem das Bayerische Rote Kreuz (BRK) das Haus 30 Jahre lang geführt hatte, ist es nun an die Gemeinde Gräfelfing als Eigentümerin zurück gefallen. Die Bewohner haben davon nicht viel gemerkt, denn das Personal ist weitgehend das gleiche geblieben, nur eine Handvoll Mitarbeiter hat mit dem BRK das Haus verlassen. Auch wenn die Immobilie sanierungsbedürftig ist, soll die gute Atmosphäre das Wohnen dort lebenswert machen, sagt Hartmut Joithe, der sich mit Michael Settgast die Geschäftsführung teilt.

Jetzt stellte sich die neue Führungsspitze des Hauses offiziell vor: Neben den beiden Geschäftsführern - sie führen die eigens gegründete gemeinnützige Rudolf- und Maria Gunst-Haus GmbH mit der Gemeinde als einziger Gesellschafterin - ist Yvonne Stierstorfer neu dazu gekommen. Sie ist "die Frontfrau für das operative Geschäft", beschreibt sagt Hartmut Joithe die Position: Die 39-Jährige ist mit der Gesamtleitung des Hauses betraut. Yvonne Stier-storfer ist ausgebildete Krankenschwester und seit 2004 in der Altenpflege tätig. Zuletzt hatte sie für drei Jahre eine Einrichtung im Landkreis Bad Tölz geleitet.

Die neue GmbH wird das Haus für eine Übergangszeit von zwei Jahren verantworten. In dieser Zeit will der Gemeinderat ein neues betriebliches, bauliches und zeitgemäßes Konzept für die Altenbetreuung erarbeiten und dann mittels einer Ausschreibung einen neuen Betreiber finden, der das Haus langfristig führen wird.

Ob die Immobilie an der Lochhamer Straße saniert, umgebaut oder sogar komplett abgerissen wird, ist noch völlig offen, stellt Bürgermeisterin Uta Wüst (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing/IGG) fest, zunächst wolle man nach der Übergabe des Hauses in "ruhiges Gewässer" kommen. Eigentlich wäre es der Gemeinde recht gewesen, das BRK hätte das Haus auch in der Übergangszeit weitergeführt. Doch eine gemeinsame Linie war nicht mehr erkennbar, hatte Wüst zum Jahreswechsel verkündet. Nun stehen im Zusammenhang mit der Trennung vom BRK noch Formalitäten an, der Ist-Zustand des Heims muss dokumentiert werden - "ein spannender Punkt", so Wüst.

Auch wenn zunächst alles wie gewohnt bleiben soll, werden die neuen Geschäftsführer "das Veränderungspotenzial" der Einrichtung untersuchen, kündigt Hartmut Joithe an. Manches könne oder müsse bereits jetzt verändert werden, unabhängig von einer Sanierung in rund zwei Jahren. Die Preise werden aber für die Bewohner gleich bleiben: "Wir wollen Kontinuität und Sicherheit in die Einrichtung bringen." Derzeit werden etwa 70 Mitarbeiter und 88 Bewohner gezählt, da ist noch Luft nach oben: 143 Plätze bietet das Haus. "Wir sind nicht ausgelastet, wir werden in etwa 14 Tagen die Belegung aufnehmen", kündigt Joithe an.

Im Jahr 2016 rechnet der Geschäftsführer, nach eigenen Aussagen seit 30 Jahren in der Altenhilfe, mit einem Defizit von 250 000 Euro, bereits im kommenden Jahr aber soll das Betriebsergebnis wieder positiv sein: "Wir sind eine gemeinnützige GmbH, müssen keine Gewinne erzielen, sondern können jeden Euro investieren."

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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