Gräfelfing:Auf drei Routen zum Ziel

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Weil Gräfelfing sein Gewerbegebiet erweitern will, muss voraussichtlich eine neue Straße her. In einer Machbarkeitsstudie werden nun mehrere Varianten untersucht, später will man auch die Bürger befragen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Genaue Angaben über Kosten und Nutzen einer Entlastungsstraße entlang des Gräfelfinger Gewerbegebietes soll nun eine Machbarkeitsstudie erarbeiten; der Gemeinderat hat nun beschlossen, eine solche Studie in Auftrag zu geben. Die Ergebnisse sollen die Grundlage für eine Entscheidung für oder gegen den Straßenneubau sein. Damit folgt das Gremium dem Beschluss des Ausschusses für überörtliche Angelegenheiten.

Die Gräfelfinger sind im Zugzwang. Will die Kommune wie geplant ihr Gewerbegebiet erweitern, muss sie die Verkehrsströme in den Griff bekommen. Darauf wies der Verkehrsexperte Helmuth Ammerl schon mit seiner Untersuchung im Jahr 2015 hin. Die Pasinger Straße jedenfalls wird langfristig nicht noch mehr Verkehr verkraften, sagte er voraus. Ammerl brachte vor zwei Jahren die Entlastungsstraße ins Spiel: eine kommunale Straße, die entlang des Gewerbegebietes bis zur Würmtalstraße führt und den Verkehr auf der Pasinger Straße reduzieren soll. Er schlug damit nahezu denselben Straßenverlauf vor, der für die 2013 per Bürgerentscheid abgelehnte Umgehungsstraße galt. Allerdings soll die jetzt debattierte Straße zwei- statt vierspurig werden und über einen weiteren Anschluss an die Lindauer Autobahn A 96 verfügen.

Inwieweit eine neue Straße die zu Stoßzeiten stark frequentierte Pasinger Straße entlasten könnte, soll Gegenstand der Machbarkeitsstudie sein. Der Gemeinderat gab drei Trassenvarianten in Auftrag - nicht nur zwei, wie der Ausschuss für überörtliche Angelegenheiten beschlossen hatte. Bei einer Variante führt die Straße östlich des Gewerbegebietes am Waldrand entlang bis auf den Neurieder Weg, was Eingriffe in den Baumbestand bedeuten würde; der Verlauf wäre dem der einst geplanten Umgehungsstraße am ähnlichsten. SPD und die Fraktion Grüne/Unabhängige Liste lehnten es ab, dass diese Trasse untersucht wird, wurden aber von den Ratskollegen überstimmt. Eine zweite Trasse sieht einen Anschluss vor, der über die Seeholzenstraße und den Lochhamer Schlag auf die Neurieder Straße führen und den Bannwald schonen würde.

Schließlich brachte Marion Appelmann (CSU) eine dritte Variante ein, die untersucht werden soll und bereits im Jahr 2012 diskutiert wurde. Dabei würden Autofahrer nur noch über die neue, zweite Ausfahrt im Gewerbegebiet die Autobahn verlassen können; der bisherige Autobahnanschluss soll dann nur als Auffahrt dienen. Die von der SPD-Fraktion schon 2012 vorgeschlagene Variante, auf eine neue Straße zu verzichten, stattdessen aber einen Autobahnanschluss am Lochhamer Schlag zu bauen, wurde abermals abgelehnt. Die Autobahndirektion hat damals wie heute diese Variante abgelehnt, stellte Markus Ramsauer vom Bauamt fest, da die beiden Autobahnauffahrten zu nah beieinanderliegen würden. Die SPD-Fraktion möchte nun die Aussage der Autobahndirektion schriftlich sehen. Florian Ernstberger vom Bürgerverein Gräfelfing-Lochham mahnte während der Sitzung an: "Es hat keinen Sinn, möglichst viele Varianten zu untersuchen, wir wollen schnell vorwärtskommen."

Eine Grundsatzdebatte zum stark umstrittenen Straßenbau entfiel in der Gemeinderatssitzung. Unterdessen war das Thema aber bei der Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing (IGG) während der Jahresversammlung diskutiert worden. Der Gruppierung um Bürgermeisterin Uta Wüst wurde in jüngster Zeit wie etwa in der vergangenen Sitzung des Ausschusses für überörtliche Angelegenheiten des öfteren vorgeworfen, für eine Straße zu sein, die sie in ähnlicher Bauweise 2013 vehement abgelehnt hatte. Wüst stellte fest, dass für sie die Ausführungen des Verkehrsexperten Ammerl "überzeugend" seien. Die Straße sei eine Alternative zur einst geplanten Staatsstraße, der Verkehr könne sich so auf zwei Routen verteilen. Nicolaus von Welck, Vorsitzender der IGG, betonte, dass es einen Konsens in der Gruppierung gebe, die Untersuchung abzuwarten und sich dann erst zu positionieren. Er plädiert dafür, die Bürger zu dem Thema zu befragen. Das sieht auch Bürgermeisterin Wüst so, nur: "In welcher Form das stattfinden soll, ist noch unklar."

© SZ vom 04.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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