Gräfelfing:Auf der Suche nach Erleuchtung

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Mit der Projektionskampagne "Zukunftsleuchten", gestaltet vom Münchner Lichtkünstler Michael Aichner, will der Landkreis die Bürger zum Mitmachen bei der Energiewende animieren. Start der Aktion ist in Gräfelfing

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Angesichts eines erhobenen Zeigefingers hat sich noch niemand gerne zu Änderungen seiner Lebensweise durchgerungen. Der Landkreis München versucht es jetzt mit Emotionen - mit einer spektakulären Lichtinstallation sollen die Bürger zum Mitmachen bei der Energiewende animiert werden. Denn allein durch politische Willensbekundungen ist die Energievision des Landkreises nicht zu bewerkstelligen. Auftaktveranstaltung der landkreisweiten Projektionskampagne "Zukunftsleuchten" ist am Mittwoch, 29. Juni, in Gräfelfing. Von da an geht die Kampagne auf die Reise durch sieben Landkreiskommunen.

Der Landkreis hat sich für sein Ansinnen den Münchner Lichtkünstler Michael Aichner - Künstlername: Gene - an Bord geholt, der für seine ausgefallenen und durchaus ergreifenden Lichtinstallationen bekannt ist. Aichner versteht sich als Gestalter und Übersetzer visueller Botschaften. In Gräfelfing und in den anderen Landkreisgemeinden will er die Ideen, Wünsche und Forderungen der Bürger zum Thema Energiewende sichtbar werden lassen. Zu diesem Zweck projiziert er deren Texte sowie Zeichnungen auf die Gebäude.

In Gräfelfing wird er auf diese Weise das Bürgerhaus am Bahnhofsplatz in völlig neues Licht tauchen. Den Turm will Aichner für inhaltliche Botschaften nutzen, mit dem restlichen Gebäude hat Aichner "viel Architektur zur Verfügung, um sie zu bespielen". Zur Vorbereitung hatte er Malvorlagen an zwei Schulen verteilt, auf denen die Kinder ihre Vision von der umweltfreundlichen Zukunft Gräfelfings festhalten können. Die Bilder will Aichner digitalisieren und auf das gesamte Gebäude projizieren. Aber auch alle andere Bürger sind aufgefordert, mitzumachen. Sie können spontan am Mittwochabend - die Lichtaktion findet zwischen 21.30 und 23 Uhr statt - vorbeikommen und eine persönliche Botschaft formulieren, die aktuell in die Lichtinstallation eingearbeitet wird. Oder sie können schon jetzt einen "Online-Wunschzettel" über die Website der Kampagne ( 29plusplus.de) übermitteln. Die Lichtaktion soll das Thema Energiewende mehr in das Bewusstsein der Bürger rücken, heißt es im Landratsamt. Denn eines ist der Behörde, den Kommunen und den Politikern in den letzten Jahren deutlich geworden: Ohne die Menschen wird es keine Energiewende geben. Im Jahr 2006 wurde die Energievision des Landkreises beschlossen - Ziel war es, bis zum Jahr 2050 immerhin 60 Prozent Energie einzusparen und die restlichen 40 Prozent durch erneuerbare Energiequellen zu ersetzen. Jetzt, zehn Jahr später, müssen die Ziele neu justiert werden.

Aus der Energievision ist die Klimainitiative 29plusplus geworden, aus der einst politischen Absichtserklärung soll jetzt eine Gemeinschaftsaktion werden. So sind die Bürger aufgefordert, sich beim Aufbau und der Nutzung erneuerbarer Energien zu engagieren, heißt es im Landratsamt. Welche Themen in die Praxis umgesetzt werden, wird im Dezember im Kreistag beschlossen. Die Bürger können den Politikern nun bei der Lichtaktion ihre Botschaft mit auf den Weg geben. Im Würmtal gleich noch mal am 9. Juli beim Neurieder Dorffest. Dann wird von 21.30 Uhr an das Café "Vor Ort", Gautinger Straße 3, zur Projektionsfläche. In Gräfelfing findet die Projektionskampagne im Anschluss an die Bürgerwerkstatt Energiewende statt: Mit dieser gemeindeeigenen Initiative möchte die Kommune Aspekte des Klimaschutzes im Alltag umsetzen. Bürger sind aufgefordert, in Arbeitskreisen Projekte in Angriff zu nehmen: "Eine Bürgersolaranlage, ein Repair-Café oder Aufklärungsarbeit in Schulen, das sind nur einige Beispiel", sagt Umweltreferentin Sabrina Schröpfer, "die Bürgerwerkstatt soll eine dauerhafte und selbstbestimmte Einrichtung sein." Die Auftaktveranstaltung findet um 19 Uhr im Bürgerhaus statt. Wer Themen vorschlagen möchte, kann sich bei der Gemeinde melden: Telefon 85 82 68.

© SZ vom 23.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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