Giesing:Heimkehr der Sechzger

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Der Wiedereinzug der Löwen in das Stadion an der Grünwalder Straße wird von den Stadtviertelpolitikern begrüßt. Vor dem möglichen ersten Spieltermin am 21. Juli soll es einen allgemeinen Infoabend in Giesing geben

Von Julian Raff und Hubert Grundner, Giesing

Die mögliche Rückkehr der Löwen ins Stadion an der Grünwalder Straße löst nicht nur freudige Erinnerungen an glorreiche alte Zeiten aus. Viertligaspiele werden zwar kaum mehr als ein Viertel der einstigen Fanmassen anziehen, Anwohner befürchten dennoch regelmäßige Randale und Dauerbelästigung. Anlass dazu liefern die "kleinen Derbys" der vergangenen Jahre und auch die jüngsten Ausschreitungen von Sechzger-Fans beim Relegationsspiel in der Allianz-Arena. Trotz Zweifeln an der schnellen Umsetzbarkeit beschloss der Bezirksausschuss (BA 18) den von der SPD beantragten Katalog an Maßnahmen zu Verkehr, Sauberkeit und Information. Letztere soll außerdem bald eine städtische Veranstaltung bringen, allerdings ohne Abstimmungsrecht für Bürger. Eine spätere Versammlung mit Stimmrecht hatte der BA zunächst beschlossen, sein Votum aber wieder aufgehoben. Wie schon auf der letzten Stadion-Bürgerversammlung im Oktober 2015 - und seitdem regelmäßig - beklagten Anwohner höchst unerfreuliche Begleiterscheinungen des Spielbetriebs, von Kot und Urin vor Hauseingängen über verschmierte Wände bis hin zu stundenlangem Getrommel, auch vor und nach den Spielen. Grundsätzliche Fußball-Aversion lassen sie sich dabei nicht vorhalten: Ein alteingesessener Giesinger berichtete, wie gern er zu Erst- und Zweitligazeiten mit seinen Kindern und mehr als 40 000 anderen Fans ins Stadion gegangen sei. Mit seinen Enkeln traue er sich das heute nicht mehr.

Verärgertes Kopfschütteln rief auch die Auskunft von Polizeihauptkommissar Helmut Biermeier hervor, wonach die Kreuzung Grünwalder-/Tegernseer Landstraße an Spieltagen auch für die Tram gesperrt werden müsse, da Randalierer durchfahrende Waggons angreifen könnten. Dem Fan-Zwischenruf "des Ding gibt's seit 106 Jahren!" entgegnete BA-Chef-Clemens Baumgärtner (CSU), heutige Fußballfreunde seien halt "anders konstruiert" als ihre Ahnen. Die hätten keine Sitze herausgerissen und aufs Spielfeld geworfen, wie unlängst in der Allianz-Arena geschehen. Im Übrigen, so Baumgärtner, stehe diese wohlweislich weit draußen in Fröttmaning und eben nicht in Schwabing.

Er und andere CSU-Vertreter sehen den Spielbetrieb im dichten Wohnviertel weit kritischer als die BA-SPD um ihren Sprecher Michael Sporrer, der sich für den einstigen Arbeiterverein im Viertel stark macht. Die Probleme hält Sporrer mit Hilfe von Verkehrskonzept, MVV-Kombiticket, Parkraummanagement und Dixieklos für lösbar. Das Konzept koste, wie Baumgärtner einwandte, zu viel Zeit, nämlich ein- bis drei Jahre, das Ticket zu viel Geld: Der Verein dürfte die von der MVG verlangten Summen kaum aufbringen. Mit ihrem Votum gegen den aus ihrer Sicht unrealistischen Maßnahmenkatalog unterlag die CSU am Ende mit zwei Stimmen Rückstand. Nachträglich durchsetzen konnte sich Baumgärtner dagegen mit seiner Warnung vor einer aus dem schmalen BA-Budget finanzierten Einwohnerversammlung. 10 000 bis 12 000 Euro könnten zum Fenster hinaus fliegen, falls eine solche in der 450 Plätze fassenden Säbener-Sporthalle wegen Überfüllung abgeblasen werden müsste, wie die Haidhauser Stammstrecken-Bürgerversammlung. Der BA hob den Beschluss mehrheitlich wieder auf und belässt es vorerst bei einem Infoabend für jedermann vor dem möglichen ersten Heimspieltermin am 21. Juli.

Unterstützung für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes im Grünwalder Stadion erhalten die Sechzger auch aus dem benachbarten Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten. Auf Initiative der SPD-Fraktion, die sich dafür mit den Sozialdemokraten im BA Untergiesing-Harlaching abgestimmt hatten, wurden zwei fast gleichlautende Anträge eingebracht und einstimmig verabschiedet. So wünschen sich die Obergiesinger ebenfalls eine Info-Veranstaltung oder, falls möglich, sogar eine Einwohnerversammlung. Außerdem fordern sie ein Kombiticket, das sowohl den Stadionbesuch als auch die Benutzung des ganzen MVV-Netzes erlaubt.

© SZ vom 22.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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