Garching:Per Simulation durch die Galaxis

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In der Supernova der Europäischen Südsternwarte in Garching können Kinder wie Erwachsene seit Samstag an zahlreichen interaktiven Stationen die Weiten des Weltalls erkunden

Von Nadja Tausche, Garching

Das Mädchen beschleunigt auf 68 Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Sie tritt in die Pedale des Spinning-Fahrrads und schaut auf den Bildschirm vor sich an der Wand, auf dem es so aussieht, als wäre sie mit dieser Geschwindigkeit auf einer bayerischen Dorfstraße unterwegs: Fachwerkhäuser ziehen vorbei, Ladenfronten, dann ein gepflasterter Platz. Bis auf 74 Prozent schafft sie es, dann übergibt sie das Fahrrad an ihren Vater. Der tritt in die Pedale, die Anzeige zeigt 99 Prozent der Lichtgeschwindigkeit an. Die Häuser zischen vorbei. Schnell, das ja - aber trotzdem kaum zu glauben, dass die Simulation jetzt fast so schnell ist wie das Licht, das fast 300 Millionen Meter pro Sekunde schafft.

Das Spinning-Fahrrad ist eine der interaktiven Stationen in der Ausstellung der Eso-Supernova, die am Samstag erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen ist. Mit dem astronomischen Zentrum will die Europäische Südsternwarte (Eso) Besuchern Erkenntnisse aus der Astronomie und die eigene Arbeit näherbringen. Dazu gibt es neben der Ausstellung auch ein Planetarium. Mit dem bisherigen Interesse sei sie sehr zufrieden, sagt Eso-Supernova-Koordinatorin Tania Johnston. Am Tag zuvor habe die Eröffnung nur für Garchinger Bürger stattgefunden, berichtet Johnston, "da waren ungefähr 700 Leute da". Und für diesen Samstag seien alle Vorstellungen und Führungen bereits ausgebucht.

Über den Tag verteilt zeigt die Eso im Planetarium drei Vorstellungen. Darin lernen die Besucher zuerst etwas über die Sternenkonstellation am Nachthimmel und sehen danach einen Film. Der zehnjährigen Nina ist vor allem das Sommerdreieck in Erinnerung geblieben, eines der Sternbilder: Die Sterne, die in dieser Nacht am Himmel zu sehen sein werden, hat sie soeben schon im Planetarium zu Gesicht bekommen. Ihre Mutter Sandra Wachenheim ist von den Bildern von der Erde beeindruckt, die vom Weltraum aus aufgenommen wurden. Und Oliver Biermann und Sohn Samuel interessieren sich für die Entstehung der Galaxien, das sei das Thema des Films gewesen, sagt Biermann, dafür seien sie aus Unterföhring hergekommen.

In der Ausstellung stehen dann neben Texttafeln und kleinen Bildschirmen auch einige Modelle. An einer Station sind blaue Gewichte aufgereiht, der Besucher soll sie hochheben. Auf der Erde würden sie alle zwei Kilogramm wiegen, steht auf den Tafeln. Auf anderen Planeten ändert sich das Gewicht. Ein Kilo auf der Erde wiegt auf dem Jupiter 2,3 Kilo, auf dem Merkur fühlt es sich beim Hochheben wie 380 Gramm an. Das liege an der Größe und Masse des jeweiligen Planeten, erklärt eine Mitarbeiterin, und der davon abhängigen Gravitationskraft.

Vor allem diese interaktiven Stationen sind für die Kinder toll, findet Besucherin Karin Duhnke. Der umfangreiche Text in der Ausstellung sei für die Kinder schwierig, sagt Duhnke, "aber von den VR-Brillen haben wir sie gar nicht mehr wegbekommen." Und vorher habe man in einer Art Raketensimulation die Namen der Planeten abrufen können, da habe auch er noch was gelernt, sagt Karin Duhnkes Mann Markus Schuh, den Titan hätte er nicht benennen können.

Die Texttafeln behandeln schließlich einzelne Themenblöcke. Ein Block zu den Sternen, einer zu der Frage, ob wohl die Menschen die einzigen Bewohner des Universums sind. Eine Tafel illustriert die Information, dass das Universum vor 13,8 Milliarden Jahren mit dem Urknall entstanden ist, und eine andere widmet sich der Größe der Galaxien: Die Milchstraße, in der sich die Erde befindet, ist demnach nur eine von mehr als zwei Billionen Galaxien im gesamten Universum. Wie klein die Welt ist, die wir kennen, verdeutlicht auch ein anderes Schild: "Der Mond ist der einzige Himmelskörper, den Menschen je betreten haben."

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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