Fürstenried:Auf dem Weg nach oben

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Bis zu 14 Stockwerke hoch: Die vier siegreichen Entwürfe zur Nachverdichtung in Fürstenried-West zeigen, wie die 600 zusätzlichen Wohnungen das Quartier verändern und vielleicht sogar aufwerten können

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Die Zeit der Spekulationen ist vorbei, allmählich zeigen sich die Konturen der Nachverdichtung in Fürstenried-West, wo etwa 600 zusätzliche Wohnungen entstehen sollen. Sie scheinen auf in den vier siegreichen Entwürfen eines städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerbs, der vor wenigen Tagen seinen Abschluss fand. Die Arbeiten werden bis zum 20. Oktober im Gemeindesaal der Andreaskirche an der Walliser Straße 11 gezeigt und bei Führungen an diesem Samstag, 15. Oktober, sowie am 18. und 19. Oktober erläutert.

Schon bei der Eröffnung der Ausstellung stießen die Vorschläge auf reges Interesse. Kritische Fragen, eigentlich erst für einen Workshop am 22. Oktober vorgesehen, zielten bereits auf die Einhaltung von Abstandsflächen und Gebäudehöhen. Vertreter der Bürgerinitiative Pro Fürstenried wollten das Ganze "erst einmal auf sich wirken lassen", ehe sie eine Stellungnahme abgeben. Projektmanager Alexander Mauerer versicherte, die Bayerische Versorgungskammer als Investor wolle das ganze Quartier aufwerten und im Dialog mit der Bevölkerung ein "optimales Ergebnis" in diesem Sinne erzielen. Susanne Ritter vom Planungsreferat bekräftigte den politischen Willen des Rathauses, "die Qualitäten des Viertels zu erhalten, aber auch weiter zu entwickeln". Bedenken, Anregungen, Sorgen - alles werde eingespeist in die Nachbearbeitung der Architektenentwürfe, versprach sie. Zur Vertiefung der Diskussion ist noch reichlich Zeit; Baubeginn soll frühestens 2019 sein. Ritter stellte bei aller Gesprächsbereitschaft klar, dass die Stadt auch in Fürstenried dezidiert eine Chance nutzen wolle, um dem dringenden Wohnungsbedarf abzuhelfen.

14 Ideen zur Nachverdichtung in Für-stenried-West sind insgesamt eingegangen. Vier davon hat eine Fachjury aus Architekten, Landschaftsarchitekten, Mitgliedern des Münchner Stadtrates, des Bezirksausschusses sowie Vertretern der Stadtverwaltung zu Siegerentwürfen gekürt. Sie stammen vom Lin Labor Integrative Gesellschaft von Architekten mbH mit Holzwarth Landschaftsarchitektur, beide Berlin, den Zillerplus Architekten und Stadtplaner mit Burkhardt/Engelmayer PartG, beide München, den Su und Z Architekten GbR mit Studio B Landschaftsarchitektur, beide München sowie der H4A Gessert + Randecker Generalplaner GmbH, Stuttgart, mit Lohrer Hochrein Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH, München.

Alle Arbeiten hätten ihre Stärken und Schwächen, betonte Projektmanager Mauerer bei einem Rundgang. Aber sie böten durchwegs hervorragende Voraussetzungen für eine qualitativ hochwertige Entwicklung der Wohnsiedlung an der Appenzeller, Bellinzona- und Graubündener Straße sowie der Forst-Kasten-Allee. Nicht zuletzt wegen einzelner Hochhäuser von bis zu 14 Stockwerken und bedrohter Bäume erwartet jedoch auch Mauerer noch lebhafte Diskussionen.

Aus Sicht der Jury gibt es einen erfreulichen gemeinsamen Nenner der siegreichen Architekturbüros: Sie wollen trotz aller Neubauten und Aufstockungen wertvolle Freiräume schonen, diagonale Grünzüge erhalten und ein sinnvolles Wegenetz schaffen. Oberirdische Parkplätze sollen in Tiefgaragen verschwinden, zusätzliche Kindertagesstätten vorrangig Berücksichtigung finden. Vor allem die Appenzeller Straße mit ihrer heterogenen Struktur könnte eine "interessantere Anmutung" bekommen, hieß es unter anderem. Der Bezirksausschuss-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU), selbst Jurymitglied, räumt eine "gewisse Massivität" der Nachverdichtungsideen ein, bei genauerem Hinsehen werde diese aber geschickt aufgelöst. Im Übrigen ragten in der Gegend bereits jetzt Hochhäuser in den Himmel, die kaum einer mehr als störend empfinde, sofern sie überhaupt noch wahrgenommen würden.

Die halbstaatliche Bayerische Versorgungskammer, eine Dachorganisation von fünf selbständigen Versorgungswerken, besitzt in dem 13,5 Hektar großen Planungsareal in Fürstenried-West bereits 1500 Wohnungen. Sie wurden zwischen 1969 und 1972 errichtet. Intensive Voruntersuchungen hätten ergeben, dass die vorhandene Siedlungsstruktur eine zusätzliche Bebauung mit mehreren hundert Wohnungen ermögliche, teilt die Versorgungskammer mit. Wegen seiner öffentlich transparenten Projektentwicklung, die bereits zwei Jahre währt, ist das Unternehmen von mehreren Seiten gelobt worden.

Beim Workshop am Samstag, 22. Oktober, wird sich zeigen, ob die Anwohner ebenso mit dem Maß der baulichen Verdichtung leben können. Das Treffen findet in der Zeit von 10 bis 15 Uhr in der Aula des Gymnasiums Fürstenried-West, Engadiner Straße 1, statt.

© SZ vom 15.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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