Puchheim/München:Sieben Stiche in den Oberkörper

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24-Jähriger steht wegen versuchten Mordes vor dem Landgericht

Von Andreas Salch, Puchheim/München

"Bei Lärm bin ich heute nicht mehr so empfindlich wie früher", sagt Daniel Z. Wenn sich der Mini-Jobber in der Vergangenheit jedoch durch Nachbarn gestört fühlte, gab es regelmäßig Ärger. Daniel Z. (24) beleidigte sie. Gegen 7.50 Uhr am Morgen des 27. Juli vergangenen Jahres war jedoch alles anders. Z. ging ein Nachbar wegen des Lärms, den dieser gemacht haben soll, auf die Nerven. Er stürzte sich auf den Mann, einen 36-jährigen Systemingenieur, als dieser gerade in die Wohnung seiner Partnerin wollte und sprühte ihm Pfefferspray ins Gesicht. Als der Systemingenieur auf die Knie ging, wurde er von Daniel Z. zu Boden gerissen und kam auf dem Rücken zum liegen. Der Mini-Jobber setzte sich auf sein Opfer und schrie: "Du Sau, ich bring dich um." Dabei zückte er ein Brotmesser mit einer 15 Zentimeter langen Klinge und stach zu. Insgesamt sieben Mal. Die Messerstiche trafen den 36-Jährigen am ganzen Oberkörper. Einer der Messerstiche drang zehn Zentimeter tief in die Brust ein. Folge: Ein sogenannter Pneumothorax, die Lunge fiel zusammen. Zwei Nachbarn, durch Hilfeschreie aufmerksam geworden, überwältigten den Mini-Jobber. Der Systemingenieur überlebte nur dank einer Notoperation.

Daniel Z. muss sich für die Tat seit diesem Dienstag vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord vor. Seit der Attacke auf den Nachbarn ist er im Isar-Amper-Klinikum in München-Haar einstweilig untergebracht. Es ist nicht das erste Mal für den 24-Jährigen. Bereits in der Vergangenheit befand er sich mehrfach in psychiatrischer Behandlung, nachdem er sich mit Nachbarn gestritten hatte. In der Verhandlung vor der Schwurgerichtskammer behauptete Z., seine Nachbarn hätten gegen ihn gehetzt. Auf die Frage eines der Richter, wie es ihm heute gehe, antwortete der 24-Jährige: "Ich möchte nur meine Ruhe haben."

Der Systemingenieur leidet bis heute an den Folgen der Tat. "Anfangs habe ich es recht gut eingesteckt", berichtete der 36-Jährige bei seiner Vernehmung. Doch als er vor wenigen Wochen die Ladung zur Gerichtsverhandlung mit der Post gekommen sei, habe er eine "Krise bekommen". Seither sei er krankgeschrieben, berichtete der 36-Jährige. Er habe inzwischen auch einen Psychologen konsultiert.

Einen Tag vor der Messerattacke hatte der Systemingenieur seine Lebensgefährtin und deren Kind besucht und war über Nacht geblieben. Die Frau wohnt unmittelbar neben Z. Schon am Nachmittag jenes Tages, so der 36-Jährige, habe Daniel Z. in seiner Wohnung immer wieder "laute Klopfgeräusche" gemacht. Diese seien so laut gewesen, dass er, seine Partnerin und deren Kind "zusammengezuckt" seien. Als er daraufhin an der Tür des Angeklagten geklopft habe, habe dieser nicht reagiert. Am Morgen des 27. Juli habe Daniel Z. so laut gehämmert, dass "wir zusammengezuckt" sind, so der Zeuge. Daraufhin habe er erneut an dessen Türe geklopft. Doch Z. habe nicht geöffnet. Als er zurück in die Wohnung seiner Partnerin wollte, habe der Angeklagte plötzlich seine Türe aufgerissen und ihn angegriffen. Der Prozess dauert an.

© SZ vom 22.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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