Konzert:Musikalische Zeitreise

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Musiker des Gärtnerplatz-Ensembles spielen im Puchheimer Puc. (Foto: Johannes Simon)

Gärtnerplatz-Musiker spielen Werke Münchner Komponisten

Von Klaus Mohr, Puchheim

In Zeiten der auch kulturellen Globalisierung gewinnt im Gegenzug das Nachdenken über die eigene Heimat an Bedeutung. Wenn das erste Kammerkonzert im Jahr 2018 im Puchheimer Kulturzentrum Puc am Montag dem Motto "Münchner Komponisten" gewidmet war, dann wird deutlich, dass auch musikalische Identität das Kennenlernen von Komponisten aus dem regionalen Umfeld voraussetzt. Und wenn auch Puchheim nicht München ist, so zählt es doch spätestens seit der Einführung der S-Bahn-Linie Anfang der Siebzigerjahre als "Nachbarort" dieses kulturellen Schmelztiegels. Der Untertitel des Programms "Lust hab ich g'habt auf Musica" war dabei einem Lied Ludwig Senfls entnommen, das hier in einer instrumentalen Streicherversion erklang und das mit der Entstehung in der Renaissance zugleich den entstehungsgeschichtlichen Startpunkt der Werke des Abends bildete. Um eine größere Bandbreite an Werken zeigen zu können, hatte man sich ganz in der Tradition des 17. und 18. Jahrhunderts entschlossen, nicht nur ganze Werke zu berücksichtigen, sondern immer wieder auch nur einzelne Sätze auf das Programm zu setzen.

Es musizierten zehn Mitglieder des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München, nämlich Uta Sasgen und Annette Hartig (Flöte), Kumiko Yamauchi und Ava de Araujo Madureira (Violine), Birgit Seifart (Viola), Cornelius Rinderle (Fagott), Franz Lichtenstern (Violoncello), Thomas Hille (Kontrabass), Axel Wolf (Laute) und Gerhard Abe-Graf (Cembalo). Uta Sasgen führte ebenso kenntnisreich wie unterhaltsam durch diesen Abend.

Evaristo Felice Dall'Abaco war einer derjenigen barocken Musiker am Münchner Hof unter Kurfürst Max Emanuel, die aus Italien stammten und auch italienischen Stil über die Alpen nach Bayern brachten. Zwei Concerti für alle beteiligten Musiker beinhaltete das Konzert. Der Allegro-Kopfsatz aus seinem Concerto in G-Dur op. 6 Nr. 5, der zu Anfang erklang, war voll Energie und Heiterkeit und klang doch kammermusikalisch zart. Auch die Klangbalance überzeugte ohne Abstriche, auch wenn eher die Vermutung angemessen schien, dass die tiefen Instrumente gegenüber den hohen in der Überzahl sind. Dynamische Schattierungen sorgten zudem für klanglichen Abwechslungsreichtum. Das Concerto in e-Moll op. 5 Nr. 3, das den Abend beschloss und mit allen Sätzen zu hören war, rundete den positiven Eindruck wunderbar ab: Der festliche Klangcharakter des Allegro-Eingangssatzes und das schwingende Tempo des abschließenden Passepied umschlossen zwei Adagio-Sätze. Darin entfaltete sich eine ausdrucksvolle Zwiesprache der beiden Flöten, die die Laute als Teil des Basso Continuo mit klangvollen Zwischentönen bereicherte.

Ein besonders originelles Stück war das Sextett in C-Dur von Christian Cannabich, der mit Kurfürst Karl Theodor von Mannheim nach München übersiedelte und dabei auch die fortschrittliche Musik von dort mitbrachte. Zwei Violinen und Fagott sowie zwei Flöten und Kontrabass bildeten in diesem Sextett zwei Klanggruppen, die teilweise gemeinsam und teilweise alternierend ganz lichte Musik im Stil der Frühklassik erklingen ließen. Ein Rondo-Satz aus einem Quartett in F-Dur für Flöte, Violine, Viola und Kontrabass von Franz Gleißner war eine beeindruckend spielerische, gleichzeitig aber auch ganz empfindsame Musik.

Am Schluss gab es nicht nur begeisterte Bravo-Rufe der zahlreichen Zuhörer, sondern auch eine Zugabe, bei der sich die Musiker mit variierenden Melodielinien nach und nach in ein immer wiederholtes Harmonieschema einklinkten.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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