Flüchtlingshilfe:Maisacher beteiligt sich an Rettungsmission

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Manfred Brandl aus Maisach geht in Malta an Bord der Seefuchs, um auf dem Mittelmeer treibenden Flüchtlingen zu helfen

Von Stefan Salger, Maisach

Für Manfred Brandl aus Maisach wird es eine Premiere sein, deren Verlauf sich nicht vorhersagen lässt. Eine Premiere, der seine Familie eher sorgenvoll entgegenblickt: Der 53-Jährige wird zehn bis zwölf Tage lang auf einem Schiff mitfahren, das in internationalen Gewässern vor der Küste Libyens kreuzt und in Seenot geratenen Flüchtlingen beistehen soll. "Eine gewisse Angst ist schon dabei", räumt er unumwunden ein. "Aber man darf die Menschen nicht einfach sterben lassen."

Brandl ist Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik, arbeitet aber seit vielen Jahren vor allem als Erzieher und Heilpraktiker, zudem hat er eine Ausbildung zum Sanitätshelfer absolviert. Im Auftrag des Roten Kreuzes betreut er seit 25 Jahren Jugendliche in Tutzing und seit fünf Jahren minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge, die in einem Wohnheim untergebracht sind. Das BRK Starnberg stellt ihn für diese Mission frei und übernimmt die Reisekosten. Manfred Brandl wird an diesem Mittwoch nach Malta fliegen. Von dort aus wird zwei Tage später die Seefuchs, ein umgebauter Fischkutter, der in der früheren DDR auf Kiel gelegt worden ist, zu seiner sechsten Rettungsmission in See stechen. Unter dem Starnberger Kapitän Sampo Widmann wird eine zehnköpfige Crew ihren Dienst verrichten. An Bord genommen werden Flüchtlinge nur in Ausnahmefällen, etwa in akuter Lebensgefahr oder im Fall schwerer Erkrankungen. Denn die Seefuchs ist klein. Aufgabe der Crew ist es vielmehr, die Menschen mit Schwimmwesten, Wasser und Essen zu versorgen und im Bedarfsfall größere Schiffe zu verständigen - in den Gewässern patrouillieren zahlreiche Kriegsschiffe, die in Seenot geratene Flüchtlinge an Bord nehmen und in einen sicheren Hafen bringen können. Bei den bisherigen Fahrten kam es aber in Ausnahmefällen durchaus vor, dass zeitweise mehr als hundert Flüchtlinge aus sinkenden Schlauchbooten an Bord genommen werden mussten.

Manfred Brandl ist quasi "Mädchen für alles", er packt dort an, wo er gebraucht wird. Vier, fünf Tage auf hoher See, das ist für Brandl nichts Neues. Aber fast zwei Wochen? Das wird eine neue Erfahrung. Seekrank zu werden könne ihn freilich nicht schrecken angesichts der Flüchtlingskatastrophe - allein in diesem Jahr listet die in Regensburg ansässige Hilfsorganisation Sea Eye 2353 ertrunkene oder vermisste Menschen im Mittelmeer auf. Brandl muss sich mental für schockierende Erlebnisse rüsten, wie sie die Schiffscrews der Seefuchs und des Partnerschiffs, der Sea Eye, immer wieder machen: im Wasser treibende Leichen, geschwächte Schiffbrüchige, die den Helfern buchstäblich noch unter den Händen wegsterben.

Die drei erwachsenen Söhne und seine Frau begleiten ihn durchaus mit Sorgen durch die letzten Tage in Deutschland, "aber sie wissen, dass es eine sinnvolle Sache ist". Brandl hofft, dass dies auch noch mehr Menschen erkennen und sich an der Finanzierung beispielsweise von Schwimmwesten beteiligen. Insgesamt seien in diesem Jahr 500 000 Euro an Spenden zusammengekommen, die den Betrieb der beiden Hilfsschiffe Sea Eye und Seefuchs ermöglichten.

© SZ vom 26.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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