Wohnungsnot:Fürs Schlimmste wappnen

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Weil vermutlich bald mehr Neufahrner Bürger auf eine Unterkunft für Obdachlose angewiesen sind, will die Gemeinde Wohncontainer aufstellen

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Die Gemeinde Neufahrn will auf die dramatische Lage endlich reagieren können: Weil es nicht mehr genug Obdachlosenunterkünfte gibt, aber vermutlich bald weitere Bürger darauf angewiesen sind, will sie möglichst schnell zusätzliche Wohncontainer aufstellen. Als Standorte fasst sie an erster Stelle das Grundstück gegenüber dem Kindergarten "Villa Kunterbunt" an der Ganghoferstraße und in der Folge das "Brandmeier-Grundstück" gegenüber dem Ärztehaus an der Bahnhofstraße ins Auge. Beide Flächen gehören der Gemeinde selbst. Die Verwaltung soll nun alle baurechtlichen Voraussetzungen schaffen und im Bedarfsfall kurzfristig für die erforderlichen Container sorgen. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Dabei waren noch verschiedene andere Standorte auf gemeindeeigenen Flächen diskutiert worden: der Fußballtrainingsplatz am Keltenweg und die Wiese neben der Skater-Anlage am Galgenbachweg ebenso wie das Grundstück neben der Kinderkrippe am Auweg und das "Aurelis"-Grundstück nördlich der Bahn. Letzteres war schon einmal für eine Anlage für Asylbewerber im Gespräch gewesen, was zu heftigen Diskussionen und sogar zur Gründung einer Bürgerinitiative geführt hatte (wir haben berichtet).

Letztlich zog die Gemeinde das Grundstücksangebot an den Landkreis damals zurück, weil sie das Areal nicht für den Bau von Sozial- oder "Einfachstwohnungen" blockieren wollte. Eben deshalb appellierte Sozialreferentin Beate Frommhold-Buhl (SPD) an ihre Gemeinderatskollegen, dort keine Obdachlosenunterkünfte zu schaffen: "Damit würden wir uns selbst ein Bein stellen." Zudem sei wegen der Altlasten eine Bodensanierung nötig. Auf der Prioritätenliste der möglichen Container-Standorte rutschte das "Aurelis"-Grundstück bei der Abstimmung auch an allerletzte Stelle, nur Alfred Oberlader (Freie Wähler) hätte sich die Notunterkünfte dort noch vorstellen können.

Die am Ende favorisierten Standorte stießen auch nicht auf ungeteilte Zustimmung: Da verhindere der Gemeinderat Gebäude an der Bahnhofstraße, "weil sie nicht so stehen, wie wir das wollen", und dann kämen Container hin, gab etwa Burghard Rübenthal (CSU) zu bedenken: "Ob die Bürger das verstehen?" Er regte an, landwirtschaftliche Flächen - zum Beispiel zwischen Massenhausener Straße und Moosmühlenweg - anzumieten und die Notunterkünfte dort zu schaffen. Nur als "mittelfristige Anregung" sah das Bürgermeister Franz Heilmeier, denn "wir stehen zeitlich unter Druck".

Für weitere Standorte auf längere Sicht sollen aber Verhandlungen mit dem Wasser-Zweckverband an der Dietersheimer Straße über den dortigen Parkplatz und mit der katholischen Kirchenstiftung über den ehemaligen Fußballplatz im Neufahrner Süden geführt werden. Nicht in der engeren Wahl für Notunterkünfte ist offenbar das alte Mesnerhaus an der Dietersheimer Straße, das eine Zeitlang ebenfalls im Gespräch war.

Die Lage hat sich zuletzt immer weiter zugespitzt. Gut zwei Dutzend Bürger werden ihre Mietwohnung wohl verlieren und wären dann von Obdachlosigkeit bedroht. Außerdem gibt es immer mehr Flüchtlinge, die inzwischen ein Bleiberecht haben und aus ihren Asylbewerberunterkünften eigentlich ausziehen müssten. Auf dem freien Wohnungsmarkt haben sie kaum eine Chance, deshalb müssen auch sie womöglich bald in Notunterkünften untergebracht werden. In den vorhandenen Notunterkünften am Fürholzer Weg und am Park-and-Ride-Platz gibt es aber kaum noch Reserven, erst recht nicht für Familien.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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