Windkraft in Garching:Mit Gegenwind wird gerechnet

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Garching kämpft gegen die ungeliebten Windräder - und sucht nach alternativen Standorten. Einer davon grenzt an Echinger Gemeindegebiet. Nun droht Ärger aus Eching.

Christiane Funke

Im Zwist zwischen Garching und München um drei neue Windkraftwerke im Norden der Landeshauptstadt bahnt sich eine Wende an - und die könnte nun auch die Gemeinde Eching betreffen. Seit Sommer dieses Jahres wollen die Stadtwerke München (SWM) drei Standorte für Windräder prüfen lassen.

In Norden Münchens sollen weitere Windkraftwerke entstehen. Doch die Standortfrage ist noch lange nicht geklärt. (Foto: Robert Haas)

Im Blick waren zunächst zwei Areale auf Garchinger Flur, die der Stadt München gehören, und einer auf dem neuen Müllberg in Freimann. Nach Bekanntwerden der Pläne bekamen die SWM jedoch kräftigen Gegenwind aus Garching. Auf Nachfrage teilten die SWM nun mit, dass sie die Genehmigung für zwei Standorte am Müllberg beantragen wollen, soweit die Untersuchungen positiv abgeschlossen werden können. Ob nun auf Garchinger Flur nur noch ein Standort geprüft wird, war nicht zu erfahren.

Im Kampf gegen die ungeliebten Windräder ist die Stadt Garching unterdessen selbst aktiv geworden und hat einen Gutachter beauftragt, alternative Standorte auszuweisen. Das damit beauftragte Teambüro Markert hat fünf potenzielle Areale für Windräder auf Garchinger Flur aufgezeigt, von denen aber voraussichtlich nur eines wirklich geeignet ist. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den Flächennutzungsplan "Ausweisung Konzentrationsflächen Windkraftanlage" zu ändern. Basis dafür soll die Expertise des Teambüros Markert sein.

Da es sich bei dem Projekt der SWM um ein privilegiertes Vorhaben im Außenbereich handelt, können die Garchinger Stadträte dieses nicht einfach ablehnen, sondern müssen ein Konzept mit Alternativstandorten anbieten. In Frage kommen nun fünf potenzielle Areale, die laut Peter Markert zwischen 2000 Quadratmeter und 18 Hektar groß sind.

Die Stadt will mit allen Standorten ins Verfahren gehen und die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange dazu einholen. Dass mindestens vier Standorte einen Haken haben, war den Ausführungen des Gutachters zu entnehmen. Einer scheidet vermutlich wegen seiner geringen Größe aus. Ein weiterer würde in der Anflugzone für Luftschiffe liegen, falls das geplante Projekt der Zeppelin-Gruppe, einen Hangar auf Garchinger Flur zu bauen, realisiert wird.

Zwei Flächen könnten sich wegen ihrer Nähe zu Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebieten als problematisch erweisen. Als voraussichtlich einzig geeignetes und größtes Gebiet wurde ein Areal zwischen der Autobahn und der B 11 an der unmittelbaren Stadtgrenze zu Eching eruiert. "Natürlich könnte es passieren, dass Eching Widerspruch einlegt", gab Zweiter Bürgermeister Peter Riedl (Unabhängige Garchinger) zu bedenken.

Mit dem Standort könne sie sich noch am ehesten anfreunden, sagte Bürgermeisterin Hannelore Gabor (CSU). Aus ihrer Skepsis gegenüber Windkraftanlagen, die sie als "optische" Umweltverschmutzung bezeichnete, machte sie aber keinen Hehl. Die Stadt sollte sich mit "solchen Windrädern nicht eine Technik aufladen, die vielleicht in drei Jahren überholt ist", forderte die Bürgermeisterin. Wie die Mehrheit der Stadträte sieht sie das Ansinnen des großen Nachbarn auch als inakzeptablen Eingriff in die eigene Planungshoheit: "Ich kann nicht einsehen, dass jemand seine Energie auf unserem Grund und Boden gewinnt."

Einen Widerspruch zu dem ambitionierten Klimaschutzkonzept der Stadt sieht Gabor in ihrer Haltung nicht. Die Stadt setze eher auf Biomasse, Geothermie und Photovoltaik. Gegenwind kommt selbst von den Garchinger Grünen. "Ich glaube, dass es Gebiete gibt, in denen mehr Wind weht", sagte Hans-Peter Adolf (Grüne). Auf Garchinger Stadtgebiet liegt die durchschnittliche Windgeschwindigkeit in 80 Metern Höhe dem Gutachter zufolge überwiegend bei 4,6 bis 4,8 Metern pro Sekunde. Diese Werte würden nach dem Bayerischem Windatlas auch in einer Höhe von 140 Metern gelten. Es sei aber davon auszugehen, dass eine Windkraftanlage erst ab einer Windgeschwindigkeit von 5,2 Metern pro Sekunde wirtschaftlich arbeite.

© SZ vom 25.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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